ÖGK-Vize warnt: „Pandemie schlägt in Krankenkasse wie eine Bombe ein“

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Die Österreichische Gesundheitskasse steht durch Corona und die ausgelöste Wirtschaftskrise vor einem Milliardenverlust. Statt einem Minus von 175,3 Millionen Euro wie zu Jahresbeginn erwartet, dürfte es heuer ein Defizit von einer Milliarde geben. Woher das Geld kommen soll, ist offen.

Die aus der Zusammenlegung der Gebietskrankenkassen entstandene Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) könnte das wohl prominenteste Corona-Opfer werden. Die ÖGK hat im Zeichen der Corona-Pandemie wesentliche Erleichterungen für Versicherte und Dienstgeber umgesetzt, sieht sich aber gleichzeitig deutlichen Kostensteigerungen und massiv sinkenden Einnahmen gegenüber. „Die Corona-Pandemie schlägt auch in die Österreichischen Gesundheitskasse wie eine Bombe ein“, sagt ÖGK-Arbeitnehmer-Obmann Andreas Huss.

Erste Abschätzungen zeigen, dass im März schon jetzt rund 160 Millionen Euro weniger an Beiträgen geflossen sind als im Vorjahr. „Kommt nur von einem Drittel der Arbeitgeber keine Zahlung, beispielsweise, weil die Beiträge gestundet werden, fehlen uns Monat für Monat rund 200 Millionen Euro“, rechnet Huss vor. Demgegenüber stehen jährliche automatische Kostensteigerungen. „Wir garantieren auch unseren Vertragspartnern, Ärztinnen und Ärzten sowie Apotheken, weiterhin die Zahlungen, genauso wie unseren Versicherten. Ärzte und Apotheken leben von dem Einkommen“, sagt Huss. Die Ausgaben für Versicherungsleistungen und die stark eingebrochenen Einnahmen führen zu einem Finanzierungsdefizit von bis zu einer Milliarde Euro im Jahr 2020. „Ich fordere Finanzminister Blümel dringend auf, für die nächsten Jahre eine Ausfallshaftung des Bundes für die ÖGK sicherzustellen“, sagt Huss. „Nur so können wir garantieren, dass unsere Versicherten und unsere Vertragspartner rechtzeitig ihr Geld erhalten“. Die ÖGK arbeite derzeit an einer Lösung, bei der die Zahlungen an die Vertragspartner als Akonto-Leistungen weiterlaufen, um deren Existenz zu sichern. Denn selbst nach Lockerung der Maßnahmen durch die Bundesregierung werden es mehrere Jahre dauern, bis der Geldfluss normalisiert ist. „Die Gesundheit der ÖGK-Versicherten und das wirtschaftliche Überleben der ÖGK-Vertragspartner darf nicht auf der Strecke bleiben, denn wenn Vertragspartner ausfallen, bricht in Folge die Gesundheitsversorgung zusammen“, sagt Huss.

Die ÖGK finanziere verlässlich Geldleistungen für Versicherte, wie Wochengeld und Krankengeld, und bezahle Ärzte für deren Service, Apotheken für Medikamente und leiste einen wichtigen Anteil an der Krankenhaus-Finanzierung. Zudem hebt die ÖGK beispielsweise auch die Beiträge für die Pensionsversicherung ein. Insgesamt kommen so jeden Monat rund 3,5 Milliarden Euro an Beiträgen herein, rund 700 Mio. Euro verbleiben für die ÖGK. (rüm)

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