Primärversorgungszentren für Fachärzte rücken näher

Das Gesundheitsministerium will analog zu allgemeinmedizinischen Primärversorgungseinheiten (PVE) mit Kassenvertrag diese Möglichkeit auch für Fachärzte eröffnen, berichtet die Ärztekammer.

Rund um die angespannte Versorgung im Bereich der Kinder- und Jugendheilkunde entzündet sich erneut eine Diskussion über Primärversorgungseinheiten (PVE) auch im fachärztlichen Bereich. Das Problem: Der Ausbau der allgemeinmedizinischen Primärversorgungseinrichtungen liegt deutlich hinter dem Zeitplan. Ursprünglich war bis Ende 2021 die Schaffung von 75 Primärversorgungszentren vorgesehen. Tatsächlich sind es erst 28. Der Ausbau soll aber vorangetrieben werden, versichert Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) in der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage. Und er will offenbar künftig auch für Fachärzte neue Möglichkeiten schaffen.

Die Ärztekammer drängt hier auf den Bereich der Kinderärzte: „Gerade bei der Versorgung der Bevölkerung mit genügend Kassenärztinnen und -ärzten im Bereich der Kinder- und Jugendheilkunde haben wir seit Jahren Probleme. Österreichweit sind 15 Prozent aller Kassenstellen von Kinderärztinnen und -ärzten nicht besetzt“, betont Johannes Steinhart, Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien. Die Bundeshauptstadt selbst sei in diesem Fachgebiet noch stärker unterversorgt: Hatte Wien im Jahr 2010 noch 91 Ärztinnen und Ärzte mit Kassenvertrag im Fach Kinder- und Jugendheilkunde, so sind es jetzt nur noch 71.

Steinhart: „Ein Rückgang um 20 Kassenordinationen bei einer gestiegenen Bevölkerungszahl von 200.000 Menschen – das entspricht Linz – ist dramatisch und schreit förmlich nach Handlungsbedarf. In einigen Wiener Bezirken gibt es nur mehr einen einzigen Kassen-Kinderarzt. Das ist für eine Zweimillionen-Metropole eindeutig zu wenig.“ In diesem Zusammenhang übt die Ärztekammer auch massive Kritik an der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), die ihrer Ansicht nach in öffentlichen Statements die kinderärztliche Versorgung in Wien „schönredet“. Tatsache sei vielmehr, dass Kassenordinationen nach Pensionierungen oft nicht nachbesetzt werden können. Das liege unter anderem auch daran, dass die Kassenhonorare für Kinderärzte im Vergleich zu anderen Fächern schlechter seien. Steinhart: „Die Honorare für Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen beispielsweise wurden seit 1994 nicht einmal der Inflation angepasst.“ Man habe in Anlehnung an die Primärversorgungseinheiten für Allgemeinmedizin bereits ein fertiges Konzept vorgelegt, dass auch von der Stadt Wien für gut befunden wurde, sagt Steinhart. (red)