Rauch: Apotheken sollen impfen dürfen

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Gesundheitsminister Rauch sprach sich im Rahmen des Apothekerkongresses klar für das Impfen in Apotheken aus. Das neue Apothekengesetz soll bis Herbst finalisiert werden.

Mit einem Apothekerkongress feiert die Apothekerkammer ihr 75-jähriges Bestehen. Und das wurde von Präsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr dafür genutzt, mit Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) und Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) über die Rolle der Apotheken im österreichischen Gesundheitssystem zu diskutieren. Dabei sprach sich Rauch klar für das Impfen in Apotheken aus und versprach, sein Bestes zu geben, wenn es darum geht, das politisch durchzusetzen. „Mein Bestreben ist es, die Novelle des Apothekengesetzes im Herbst zu beschließen, sodass es mit 1. Jänner 2024 in Kraft treten kann“, erklärte Rauch bei seiner Eröffnungsrede. Bei den aktuellen Finanzausgleichsverhandlungen sei die größte Challenge, unterschiedliche Player aus ihrer „Beharrung“ rauszuholen, für Rauch ist aber klar, dass die Chance genutzt werden muss, denn: „Es ist keine Option, dass alles so bleibt, wie es jetzt ist.“

Das neue Apothekengesetz soll als „Begleitlegistik“ zu den Finanzausgleichsverhandlungen beschlossen werden. Laut Rauch gibt es von den Stakeholdern aber durchaus das Commitment und Bewusstsein, etwas ändern zu wollen und zu müssen, wobei das Verantwortungsbewusstsein, sich kollektiv für eine bessere Versorgung einzusetzen, „nicht bei allen Kammern gleich“ groß sei. „Es kann nicht sein, dass bestimmte Kammern Vetorechte haben, die verhindern, dass wir die Versorgung ausbauen“, kommentierte Rauch.

Mursch-Edlmayr betonte im Zuge der Diskussion, dass Apotheken nicht nur zum Testen und Impfen genutzt werden könnten, sondern auch bereit wären, Infrastruktur für niedergelassene Kassenärzt:innen bereitzustellen: „Das Primärversorgungsgesetz ist durch. Wenn es in manchen Gegenden nicht gelingt, Kassenärzt:innen zu bekommen, liegt es an der Sozialversicherung und den Ländern. Aber auch das wird dauern und es werden weiße Flecken entstehen, wo die Versorgung schlechter ist. Wir haben mehr als 1.400 Apotheken, die flächendeckend, gerecht und gleichmäßig versorgen. Diese Infrastruktur können wir – neben unzähligen anderen Angeboten wie Testen oder Impfen – anbieten.“ Von der Politik wünscht sie sich, dass die Infrastruktur der Apotheken so schnell wie möglich genutzt wird und außerdem in einen Ausbau der Telemedizin investiert wird.

Laut Gesundheitsstadtrat Hacker wird bereits an Letzterem gearbeitet, grundsätzlich soll die Digitalisierung in den Abläufen des Gesundheitssystems vorangetrieben werden, eine telemedizinische Diagnose und in Folge vielleicht sogar eine digitale Verschreibung, wären „eine Entlastung für das System“. Sowohl Rauch als auch Hacker sehen hier die Apotheken als Vorreiter, einzig beim Thema Mangelmedikamente wünschen sie sich eine Bereitstellung von Daten zur Erhältlichkeit ebensolcher Medikamente – also in welcher Apotheke Patient:innen an ihre Medikament kommen. Laut Mursch-Edlmayr wird bereits daran gearbeitet.

Alle drei sind sich einig, dass sich so schnell wie möglich etwas im System ändern muss, dass es eine Entlastung des stationären Bereichs braucht. Rauch wies aber auch hier wiederum daraufhin, dass es in manchen Bereichen der Interessenspolitik an Augenhöhe fehlt. Er bedankte sich in diesem Zusammenhang bei der Apothekerkammer für die gute Kooperation. In der Politik kämpfe man mit einer „hierarchisch ausgeprägten Machtarchitektur“, aber seine Bereitschaft, strukturelle Reformen durchzusetzen, sei „sehr groß“.

Zumindest ein Arzt meldete sich bei der Veranstaltung in der Debatte ums Impfen zu Wort: Frank Ulrich Montgomery, langjähriger Ratsvorsitzender des Weltärztebundes, sprach sich im Zuge einer Podiumsdiskussion gegen das Impfen in Apotheken aus. Das Problem läge nicht bei der Applikation, sondern bei der Beurteilung des Gesundheitszustandes des oder der Patient:in – und die müsse, vor der Impfung selbst, von einem Arzt oder einer Ärztin durchgeführt werden. Dazu fehlt laut Montgomery den Apotheker:innen das nötige Fachwissen. (kagr)