Schulstudie analysierte Unterschiede zur Gesamtbevölkerung

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Sind Kinder weniger infektionsgefährdet, als der Rest der Bevölkerung? Diese Frage wird in Expertenkreisen und in der Öffentlich heftig diskutiert. Klärung sollte eine große Schulstudie liefern. Erste Ergebnisse liegen nun vor.

Im Rahmen einer groß angelegten SARS-CoV-2-Monitoringstudie an Volksschulen, Mittelschulen und AHS-Unterstufen wird mittels Gurgeltests das ganze Schuljahr über die Häufigkeit aktiver Corona-Infektionen bei Schülern und Lehrern in ganz Österreich erhoben. Nun liegen die Ergebnisse der ersten Runde vor: Im Zeitraum 28. September bis 22. Oktober waren 40 von etwa 10.000 Teilnehmern positiv, gaben das Bildungsministerium und die vier beteiligten Unis bekannt.

Im ersten Untersuchungszeitraum (28.9.-22.10.) wurden insgesamt 10.464 Personen getestet, jeweils rund die Hälfte davon von einer Volksschule (49,7 Prozent) bzw. einer Mittelschule/AHS Unterstufe (50,3 Prozent). 10.156 Proben konnten ausgewertet werden, 40 davon waren positiv. Dies entspricht einer Gesamtprävalenz von 0,39 Prozent, mit einer Schwankungsbreite (95 Prozent Konfidenzintervall) von 0,28 bis 0,55 Prozent. „Wir haben damit zum ersten Mal Daten über die Dunkelziffer von Infektionen an Schulen“, erklärte der wissenschaftliche Koordinator der Studie, der Mikrobiologe Michael Wagner von der Uni Wien. Bei den positiv Getesteten handelt es sich um Personen, die keine offensichtlichen Symptome hatten. Zu ihrer Zahl würden noch jene Kinder und Lehrer kommen, die bereits anderweitig positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden oder aufgrund von Symptomen einer noch nicht diagnostizierten Infektion an den Testtagen nicht in der Schule waren.

Die Gesamtprävalenz lasse sich deshalb nur sehr schwer in einen Kontext setzen, warnte Wagner davor, „Äpfel mit Birnen zu vergleichen“. So könnte man etwa versucht sein, die nun erhobene Prävalenz an den Schulen mit dem Anteil der im gleichen Zeitraum akut Infizierten an der Gesamtbevölkerung zu vergleichen, der sicher niedriger sei. „Aber das ist nicht plausibel, weil diese Zahl ja nicht die Dunkelziffer in der Gesamtbevölkerung beinhaltet und niemand ganz Österreich getestet hat“, so Wagner. Auch der Vergleich mit der Positivitätsrate unter den durchgeführten Tests hinke, „weil zu den Teststraßen ja primär Leute mit Symptomen gehen oder K1-Personen“. Keine statistisch signifikanten Unterschiede zeigten sich jedenfalls zwischen Volksschulen (Prävalenz: 0,38 Prozent) und Mittelschulen/AHS Unterstufe (0,41 Prozent) sowie zwischen Schülern (0,37 Prozent) und Lehrern (0,57 Prozent). Das oft gehörte Argument, dass jüngere Kinder weniger Infektionen haben als ältere, würden die Testergebnissen nicht stützen, betonte der Mikrobiologe.

Einen dringenden Appell zum Thema „Schulschließung als Corona-Gegenmaßnahme“ schicken indes die Spitalsärzte in der Wiener Ärztekammer in Richtung der Bundesregierung. „Die Schulen müssen offenbleiben, unser Personal in den Spitälern wird nicht die Doppelbelastung der Kinderbetreuung und der Pandemiebekämpfung bewältigen können“, sagte Wolfgang Weismüller, Vizepräsident und Obmann der Kurie angestellte Ärzte der Ärztekammer für Wien. „Unsere Personalressourcen in den Wiener Gemeindespitälern sind bereits am Limit. Wir können zwar Intensivbetten umwidmen, aber nicht das dafür notwendige Personal bereitstellen – vor allem nicht, wenn man zu Hause die Kinderbetreuung übernehmen muss“, erklärt Weismüller weiter.

Studie: https://start.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/startseite/Dokumente/Coronavirus/Schul-SARS-CoV-2-Studie-Analyse_Abstract_PA.pdf