Sorge um steigende Intensivbelegung – zwei Spitäler in Vorarlberg voll

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Die Intensivbetten-Auslastung in Österreich stieg am Wochenende von 11 auf 19 %. Zum Vergleich: die WHO empfiehlt eine Grenze von 5 %, Deutschland liegt derzeit bei 7,5. In Vorarlberg stieg die Belegung am Sonntag sogar auf 49 %.

Österreichs Intensivbetten füllen sich mit COVID-19-Patienten. In nahezu allen Krankenhäusern werden bereits weniger dringende Operationen verschoben. In Vorarlberg waren die Intensivbetten in zwei der fünf Krankenhäuser – in Dornbirn und Hohenems – voll. Die Zahlen für die Risikoeinstufung der Ampel-Kommission zeigen zum Teil extreme regionale Unterschiede bei der Entwicklung der Intensivpatienten auf: So lag die Auslastung in Vorarlberg bei 49 %. Tirol und Oberösterreich sind die zwei weiteren Bundesländer, bei denen die Zahl der belegten Intensivbetten über dem bundesweiten Schnitt von 19 % liegt: 20,2 bzw. 25,1 war hier die Auslastung am Stichtag dieser Woche nach 9,3 bzw. 13,6 in der Woche davor.

Nachdem sich mögliche positive Auswirkungen des Lockdown seit Dienstag erst nach zehn Tagen in der Statistik niederschlagen werden und auch die Krankenhausaufenthalte ebenfalls zeitverzögert zur Infektion mit SARS-CoV-2 erfolgen, wird sich dieser Trend auch in der kommenden Woche fortsetzen. Experten erwarten am Höhepunkt Mitte November eine Intensivbelegung von bundesweit fast 40 %. Eventuell könnte es in manchen Bundesländern aber schon davor ernsthafte Probleme geben. Der Leiter der Pulmologie im Landeskrankenhaus Hohenems und Lungenfacharzt Peter Cerkl warnte in einem ORF-Interview am Samstag vor „italienischen Zuständen“ in Vorarlberg, wenn die Infektionszahlen in den kommenden zwei Wochen nicht rückläufig werden. Intensivmediziner Wolfgang List, Koordinator für die intensivmedizinische Behandlung von Corona-Patienten in Vorarlberg, betonte vor der Presse, dass bei einem weiteren Anstieg der Infektionen Mitte November alle normal zur Verfügung stehenden Intensivbetten mit COVID-19-Patienten belegt sein werden. Das wiederum könnte bedeuten, dass andere Patienten, die ein Intensivbett etwa nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall benötigen, mangels Bett „eventuell auch versterben.“

„Das Nadelöhr ist das Personal“, warnte am Wochenende Harald Mayer, Vizepräsident und Kurienobmann der angestellten Ärzte der Österreichischen Ärztekammer: „Bevor uns die Betten ausgehen, geht uns das Personal aus.“ Es sei nicht neu, dass die knapp bemessene Personalplanung im Spitalsalltag „der große Bremsklotz“ sei. So würden Krankenstände und Urlaube zu wenig einkalkuliert werden. Unabhängig von der derzeitigen Situation kämpfe das Spitalspersonal daher mit einer extremen Arbeitsbelastung und zu wenig Ressourcen. Es herrscht, so Mayer, „Alarmstufe Rot“. Er appelliert daher an die Politik: „Die Spitäler benötigen das Geld für das Personal. Wir brauchen ein starkes Signal, in das Gesundheitssystem zu investieren und dieses finanziell unabhängig von der Wirtschaftslage zu machen.“ (red/APA)