Sparen am falschen Ende

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Das dritte Rezessionsjahr in Folge färbt die Budgets der öffentlichen Hand tiefrot. Die Politik greift zum Sparstift und setzt auch im Gesundheitswesen an. Warum dadurch ein Wirtschafts- und Beschäftigungsmotor ins Stottern gerät.

Ein Beispiel, das derzeit in den Bundesländern und auch im Bund sichtbar ist: Nach intensiven Verhandlungen haben sich am Dienstag ÖVP und FPÖ bei einer Budgetklausur auf ein Sparpaket des Landes Salzburg im kommenden Jahr geeinigt. „Jeder Cent wurde umgedreht“, sagte Landeshauptfrau Karoline Edtstadler (ÖVP) und sprach von „schmerzhaften Einschnitten“ in allen Bereichen. „Wir können volkswirtschaftlich nicht das erwirtschaften, was wir im Sinne des Wohlfahrtsstaats bräuchten. Dieses Delta ist nicht einfach zu schließen“, erläuterte Finanzlandesrat Josef Schwaiger (ÖVP). Im Bereich der Gesundheitssysteme und -leistungen soll es keine Leistungseinschränkungen geben, betonte Edtstadler. Allerdings werden die Community Nurses werden abgeschafft, die Pflegeberatung ausgebaut. Auslaufen soll die anfänglich vom Bund bezahlte Corona-Prämie für das Pflegepersonal.

Der Gesundheitsbereich mit öffentlichen Ausgaben von 44,3 Milliarden Euro weckt Begehrlichkeiten bei allen Finanzverantwortlichen. Und alle, die im System arbeiten kennen natürlich auch Beispiele für Ineffizienzen und unsinnige Mehrausgaben. Um sie zu heben, reicht allerdings kein Rotstift. Es braucht Reformen – und die dauern. Man sollte dabei aber nicht vergessen, dass der Gesundheitsbereich ein wichtiger Wirtschafts- und Beschäftigungsmotor ist. Bei 70 bis 80 Prozent Personalkosten fließen zudem rund ein Drittel der Ausgaben in Form von Lohnabgaben wieder direkt zurück in die öffentlichen Budgets.

Neue Zahlen haben diese Woche zudem gezeigt, was Ausgaben für Gesundheit bewirken: der Beratungsriese EY Österreich legten etwa seinen Industriebericht vor. Im zweiten Quartal 2025 erwirtschafteten die heimischen Industriebetriebe einen Umsatz von 95,3 Milliarden Euro – ein Rückgang von 0,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. ABER: Besonders positiv entwickelte sich die Chemie- und Pharmabranche, die ihren Umsatz um mehr als zehn Prozent steigern konnte. Die Statistik Austria wiederum hat am Dienstag Daten zum Arbeitsmarkt veröffentlicht. Im Gesundheitsbereich steigt die Zahl der Beschäftigten deutlich. Die Zahl der ihren Beruf ausübenden Ärzt:innen ist in den vergangenen Jahren sowohl absolut als auch in Relation zur Bevölkerung stark gestiegen. Laut Statistik Austria waren 2015 noch rund 44.000 Ärzt:innen in Österreich tätig – das entsprach einem Verhältnis von 506 Medizinern zu 100.000 Einwohner:innen. 2025 waren es bereits rund 52.000 Ärzt:innen, damit kamen 565 Ärzt:innen auf 100.000 Einwohner:innen. Zugenommen hat auch die Zahl des Gesundheitspersonals im nichtärztlichen Bereich – und zwar von knapp 91.000 im Jahr 2015 auf rund 101.500 im Jahr 2024. Hier zieht sich der Zuwachs durch alle Bereiche.

Vielleicht sollten wir Gesundheitsausgaben nicht als Kosten sehen, die es einzudämmen gilt, sondern als gewinnbringende Investitionen – in Wirtschaft, Arbeitsmarkt und natürlich in die Gesundheit der Menschen. Hier zeigen sich auch die Folgen von Einsparungen am falschen Ende: Wer an der falschen Stelle spart, zahlt morgen doppelt. (rüm)