Steirische Reformpläne erzürnen die Ärzte

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Keine glückliche Hand hat die steirische Politik mit ihren Gesundheitsplänen. Nach dem Konflikt um die Zusammenlegung von Spitälern im Bezirk Liezen mit einer Schlappe bei einer Volksbefragung, laufen nun die niedergelassenen Ärzte Sturm. Die Ärztekammer kritisiert das Wegfallen von Stellen in Zeiten von Ärztemangel.

Österreichs größter Bezirk Liezen und die steirische Gesundheitspolitik kommen nicht zur Ruhe. Das Land plant drei Krankenhäuser zu schließen und ein neues Zentralkrankenhaus zu bauen. Die Bevölkerung ist dagegen. Nicht zuletzt deshalb wurde versprochen, das niedergelassene Angebot auszubauen. Die Ärztekammer ortet aber nun eine Kürzung von Planstellen. Im Strukturplan 2025 seien statt bisher 46 Kassenärzten nur noch 26 vorgesehen. Hinzu kommen aber vier Primärversorgungseinheiten (PVE) mit jeweils drei Ärzten. Die Ärztekammer sieht darin allerdings ein Wegfallen von Planstellen und einen „Schlag ins Gesicht aller Kolleginnen und Kollegen mit Einzelordinationen“, sagt Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte: „Der Ärztemangel lässt sich nicht einfach schön – oder gar wegrechnen.“ Im Strukturplan 2025 sei „mit einem nie zuvor – in keinem Bundesland – angewendeten Berechnungsmodell“ kalkuliert worden, dass ein Arzt in einer Primärversorgungseinheit (PVE) angeblich versorgungswirksamer als eine Einzelstelle sein soll, ärgert sich das Ärztevertreter.

So motiviere man jedenfalls keine jungen Ärzte, auf dem Land die Versorgung zu übernehmen. „Diese planerischen Qualitäten erinnern stark an die Rechenkünste rund um die versprochene Patientenmilliarde“, sagt Steinhart. „Eine PVE bringt vorrangig den im Ort ansässigen Patienten etwas – aber alle anderen verlieren ihre im Regierungsprogramm betonte wohnortnahe Versorgung“, mahnt der ÖÄK-Vizepräsident. Wenn kranke Menschen – noch dazu in diesem topographisch schwierigen Gebiet – kilometerweit zur nächsten PVE fahren müssten, sei das nicht nur unnötig gefährlich, sondern es erhöhe auch das Verkehrsaufkommen im Bezirk Liezen nochmals. Das ist nicht nur für die CO2-Bilanz sehr bedenklich, sagt Steinhart. Norbert Meindl, Obmann der niedergelassenen Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer Steiermark, fordert „umfassende und rasche Aufklärung“ zu den Berechnungen. Gleichzeitig verlangt er eine „glaubwürdige Stärkung der Allgemeinmedizin“, die „derzeit nur ein Lippenbekenntnis“ sei.

Gesundheitsfonds-Geschäftsführer Michael Koren sieht dagegen eine Chance für mehr Ärzte. Die PVE seien mit ihren eingebundenen Krankenpflegern, Fachärzten, Physio- und Psychotherapeuten „versorgungswirksamer als ein Allgemeinmediziner – allein schon wegen der längeren Öffnungszeiten“, sagt er zur Austria Presse Agentur. Außerdem habe man die Hoffnung, dass Ärzte aus Städten sich lieber in PVE beteiligen als Einzelordinationen am Land zu öffnen. Als Beispiel nannte er eine Grazer Ärztin, die zwei Mal pro Woche in die PVE nach Mariazell fährt und dort hilft. Allein hätte die Medizinerin dort keine Ordination aufgemacht. (rüm/APA)