Streit um Zahl der unbesetzten Kassenarzt-Stellen

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Mit Jahresbeginn waren in Österreich 157 von den Krankenkassen ausgeschriebene Stellen für Ärzte nicht besetzt. Das sind um 28 mehr als Anfang 2019, geht aus Daten der Ärztekammer hervor. Antwort der Österreichische Gesundheitskasse: das sind nur 2,39 % aller Stellen.

Patienten müssen offenbar immer häufiger zu Wahlärzten ausweichen, weil die Zahl der unbesetzten Ärzte-Kassenstellen weiter steigt – insbesondere jene der Allgemeinmediziner. Die Zahl der unbesetzten Stellen ist hier von 68 um fast 40 Prozent auf 95 Stellen angewachsen ist. Bei den Fachärzten ist nur eine unbesetzte Stelle hinzugekommen, zum Jahreswechsel waren es 62. Am größten ist das Problem in Oberösterreich wo 28 Kassenstellen für Allgemeinmediziner und neun für Fachärzte unbesetzt sind. In Niederösterreich sind es 22 für Allgemeinmediziner und 14 für Fachärzte, in Wien 19 für Allgemeinmediziner und zehn für Fachärzte. Unter den Fachärzten ist der Mangel bei jenen für Kinderheilkunde am größten. 26 der insgesamt 62 nicht besetzten Facharztstellen betreffen die Kinderheilkunde, 16 die Frauenheilkunde.

Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) reagierte umgehend mit der Veröffentlichung ihrer Sicht der Dinge: mit Stichtag 1. Jänner 2020 sehe das Vertragsärztenetz insgesamt 3.839,5 Allgemeinmediziner und 3.132 Fachärzte in ganz Österreich vor. „Dieses riesige Netz kann die ÖGK aktuell bei Allgemeinmedizinern zu 97,61 Prozent und bei Fachärzten zu 97,04 Prozent besetzen. Österreichweit sind derzeit nur 72,5 Planstellen für Fachärzte und 90,5 Planstellen für Allgemeinmediziner vakant“, schrieb die ÖGK-Pressestelle. Es sei jedoch nicht zu leugnen, dass es derzeit stellenweise zu Nachbesetzungsproblemen kommt, die auf unterschiedlichen Ursachen beruhen. „Zum einen geht die Generation Babyboomer schrittweise in Pension. Durch den daraus entstehenden Generationenwechsel sind daher aktuell mehr Stellen nachzubesetzen. Diese Pensionierungswelle bei den Ärzten führt zu lokalen und temporären Nachbesetzungsproblemen.“ Ab 2025 werde die Zahl der Pensionierungen jedoch erheblich sinken. Zum anderen würden aktuell auch weniger Allgemeinmediziner mit der Ausbildung fertig beziehungsweise wollen viele nicht als Vertragsärzte arbeiten, „da vielerorts ein negatives Berufsbild gezeichnet wird“. Auch die Wünsche und Bedürfnisse der jungen Ärzte hätten sich geändert: So stehen eine ausgeglichene Work-Life-Balance, mehr Zeit für die Familie und eine aktive Freizeitgestaltung ganz oben auf deren Wunschliste.

Die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung habe für die ÖGK jedenfalls hohe Priorität. „Wir haben durch ein umfassendes Maßnahmenpaket auf die Nachbesetzungsprobleme reagiert. Wichtig ist es auch, in langfristigen Lösungsansätzen zu denken: Österreich liegt bei der Anzahl der Arztbesuche, der Krankenhaustage und insbesondere der Krankenhausaufenthalte je Einwohner im europäischen Spitzenfeld. Deshalb sind der Ausbau von Gesundheitsförderung und Prävention, die Steigerung der Gesundheitskompetenz sowie Initiativen wie die Gesundheitshotline 1450 besonders wichtig.“ (red)