Verwirrung über die Impfstrategien der Bundesländer

Symbolbild / Impfung von Vorarlberger Spitalspersonal (C) KHBG/Mathis

Während in manchen Bundesländern in der ersten Welle auch bereits Gesundheitspersonal geimpft wird, heißt es in anderen Ländern noch länger warten. Die von den Ländern eingeforderte Dezentralisierung führt teilweise zu Überforderungen.

Der Bund hat die Umsetzung der Corona-Impfung an die Länder übergeben. Sie kritisierten wie berichtet den zögerlichen Start des Bundes. Dort verwies man darauf, dass es nicht nur eine genaue Planung, sondern auch Kontrolle benötige. Immerhin sind zwei Teilimpfungen nötig, was nicht nur eine Übersicht braucht, wer schon geimpft worden ist, sondern auch dass in drei Wochen ausreichende Impfdosen verfügbar sind. Dazu kommt, dass der zu kühlende Impfstoff rasch verimpft werden muss, aber nur in größeren Tranchen geliefert wird. Genau mit diesen Fragen scheinen die Länder nun unterschiedlich umzugehen, was zu einigen Diskussionen auch innerhalb der Gesundheitsberufe sorgte.

Fix ist jedenfalls: Österreichs Mediziner erhalten pro Corona-Impfung ein Honorar von 25 Euro. Sind sie mobil im Impfeinsatz, wie etwa in Alten- und Pflegeheimen, so gibt es einen Stundensatz von 150 Euro. Diese Zahlen bestätigte Kärntens Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) am Dienstag. Laut Prettner wurde diese Vereinbarung zwischen dem Bund und der Österreichischen Ärztekammer getroffen. Die Länder müssen dafür kein Geld in die Hand nehmen, abgerechnet wird über die Österreichische Gesundheitskasse. Die Corona-Impfungen sollen über den elektronischen Impfpass erfasst werden.

Impfung von Gesundheitsberufen in Wien

Fix ist auch: Wien wird von 15. bis 18. Jänner eine erste Corona-Großimpfaktion in der Messe Wien organisieren. Rund 11.000 Beschäftigte im Gesundheits- und Pflegebereich – also Ärzte und Ordinationspersonal im niedergelassenen Bereich, Pfleger, Sanitäter oder Hebammen – können dort ihre erste Dosis erhalten. Dazu werden in der Messe 14 Impfstraßen aufgebaut, teilten Bürgermeister Michael Ludwig und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (beide SPÖ) sowie Ärztekammervizepräsident Johannes Steinhart am Dienstag mit. Apotheker sollen in der zweiten Welle folgen. In Vorarlberg wurden bereits am Wochenende Vertreter von Gesundheitsberufen geimpft – darunter auch Apotheker, was in anderen Bundesländern vorerst nicht der Fall ist. In den Wiener Krankenanstalten wurde bereits Ende Dezember zur Nadel gegriffen. Diese Woche startet nun aber die Vakzin-Verabreichung in den Spitälern in großem Rahmen. Den Auftakt macht heute das Allgemeine Krankenhaus. Insgesamt stehen bis Ende der Woche für 11.400 Beschäftigte Dosen zur Verfügung. Zählt man die bereits Geimpften dazu, werden dann rund 12.500 Beschäftigte in den Krankenanstalten ihre erste Teilimpfung gegen Covid-19 erhalten haben.

Diskussion in der Steiermark

In der Steiermark ist indes ein Kampf um die verfügbaren steirischen Impfdosen entbrannt. Nach den ersten Immunisierungen vergangene Woche melden sich immer mehr Berufs- und Bevölkerungsgruppen und erheben bei Impfkoordinator Michael Koren Anspruch auf eine möglichst frühe Impfung. Koren pocht allerdings auf Seriosität: Man könne nur anbieten, was absehbar vorhanden sei. Über 80-Jährige außerhalb von Heimen dürften daher frühestens im Februar geimpft werden. Er sei derzeit mit Forderungen von vielen Seiten konfrontiert. Zahnärzte wollen rasch geimpft werden, niedergelassen Ärzte auch, und erst am Dienstag meldete sich die steirische Ärztekammer und forderte in einer Aussendung eine Anpassung der Corona-Impfstrategie: So sollen Ärzte und Ärztinnen sowie Pflegepersonal und andere Mitarbeiter von sensiblen Bereichen in den Landeskrankenhäusern „raschest geimpft“ werden. Der steirische Ärztekammerpräsident Herwig Lindner fordert, so wie auch der Bundesobmann der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, Johannes Steinhart, den Impfschutz für alle niedergelassenen Ärzte flächendeckend in ganz Österreich „und damit auch in der Steiermark“ sicherzustellen. Der dortige Gemeindebundpräsident Erwin Dirnberger wiederum sagte, dass sich Gemeinden und Städte bei der Organisation der Impfung für über 80-Jährige außerhalb von Heimen beteiligen werden. Eine Arbeitsgruppe, die die Vorgehensweise abklären soll, trifft sich am Mittwoch. Angedacht sind offenbar schriftliche Verständigungen. Da die Impfungen für die Zielgruppe in der Steiermark frühestens im Februar starten dürften, sei eine rechtzeitige, aber auch nicht zu frühe Information für die Betroffenen entscheidend. In Kärnten wiederum werden ab dem Wochenende bereits über 80jährige, die nicht in Heimen leben, in den Bezirksstellen der ÖGK geimpft. Die Information der Betroffenen läuft bereits.

Fehler in Vorarlberg

In Vorarlberg sind bis Dienstag bereits mehr als 7.000 Corona-Impfungen verabreicht worden – vor allem an Gesundheitsberufe. Ab kommender Woche können sich alle Impfinteressierten online vormerken lassen. In Alters- und Pflegeheimen haben bisher 789 Personen eine erste Impfdosis erhalten. Bis Ende Jänner sollen Bewohner und Mitarbeiter aller Pflegeheime im Land eine Impfmöglichkeit bekommen. Alle über 80-Jährigen, die nicht in Heimen leben, werden ebenfalls so bald wie möglich zum Impfen eingeladen, sie erhalten in den nächsten Tagen ein Schreiben von der Gemeinde. Für Aufregung sorgte, dass in Vorarlberg am vergangenen Wochenende offenbar Personen früher geimpft worden, als ihnen das laut Priorisierungsplan zugestanden wäre. Demnach hatte der Vorarlberger Rot-Kreuz-Direktor Roland Gozzi Rot-Kreuz-Mitarbeiter und deren Angehörige zur Impfung eingeladen, nachdem am Freitag viele Impfslots freigeblieben waren, berichtete die Wirtschaftspresseagentur.com. Die Landesregierung hat das inzwischen bestätigt. Da der Impfstoff nach dem Auftauen nicht lange haltbar ist, wurde versucht schnell andere Personen zu finden, die an einer Impfung interessiert waren. Wie Gozzi gegenüber der Wirtschaftspresseagentur.com bestätigte, sandte er daraufhin ein E-Mail an alle Kommandanten und Ortsstellen des Roten Kreuzes in Vorarlberg. In diesem lud er zur Impfung ein und ergänzte „wenn jemand seinen Partner mitbringt, ist es auch kein Problem“. Er habe befürchtet, dass der Impfstoff verfallen könnte, erklärte er, weswegen er auch die Angehörigen miteinbezogen habe. Alexandra Rümmele-Waibel, Impfreferentin der Ärztekammer Vorarlberg, sprach von einer „unglaublichen Aktion“. Die Rot-Kreuz-Mitarbeiter und deren Angehörige seien sofort wieder aus dem Anmeldesystem gelöscht worden, als die Sache aufflog, weil die immer jünger werdenden Impfkandidaten aufgefallen seien: „Es gibt kein spontanes Impfen, nur weil gerade ein Slot frei ist. Das ist der falsche Weg.“ Der übrig gebliebene Impfstoff von Freitagabend sei am Wochenende in Alters- und Pflegeheimen verimpft worden. (APA/red)

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