Warum die Gründung von Primärversorgungszentren stockt

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Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker übt am Rande der Eröffnung einer Primärversorgungseinheit in Wien Kritik an Teilen der Ärztekammer.

Bis 2023 soll es in Österreich 75 Primärversorgungseinheiten (PVE) geben. Nach aktuellem Stand sind es jetzt, Ende September 2022, ganze 36 – also nicht einmal die Hälfte. In Vorarlberg gibt es bis jetzt noch keine Einzige, in Kärnten und im Burgenland jeweils eine, in Tirol und Salzburg jeweils zwei, Niederösterreich sechs, Oberösterreich acht, in Wien mit der Neueröffnung in Margareten neun, die Steiermark führt derzeit das Feld mit zehn PVE. Dass die Gründungen schleppend verlaufen, liegt laut dem Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) am Widerstand in Teilen der Ärztekammer, welche sich nach wie vor für das „Einzelkämpfer:innentum“ einsetzten. Für Hacker unverständlich, PVE seien niederschwellig und damit „die Zukunft der Gesundheitsversorgung“. Widerstand in der Ärztekammer käme vor allem von älteren Mitgliedern, es gäbe einen großen Generationenunterschied unter den Ärzt:innen, „gerade die jungen Ärzt:innen wollen in Teams arbeiten“. „Die Einzelkämpfer:innen werden weniger werden, deshalb müssen wir strukturell darauf reagieren. Die Stadt Wien ist hier bei einer gemeinsamen Finanzierung dabei, auch das ist ein Zukunftsmodell“, betont Hacker am Rande der Eröffnung der neunten Wiener PVE im 5. Wiener Gemeindebezirk.

Nach einem schleppenden Start habe es im vergangenen Jahr Gespräche mit der Ärztekammer gegeben, um das Tempo bei der Errichtung von PVEs zu beschleunigen. Hacker freue sich deswegen umso mehr, dass Ärztekammer-Vizepräsident Erik Randall Huber ebenfalls bei der Neueröffnung mit dabei war und so ein Zeichen setzte. Bis 2023 sollen in Wien fünf weitere PVE folgen, damit wäre man bei insgesamt 14, zwei weniger als bis 2023 vorgesehen war. Bis 2025 sollen es 36 PVE in Wien werden. „Die flächendeckende Versorgung mit Primärversorgungseinheiten ist der klare gesundheitspolitische Auftrag an die Krankenkassen nicht nur in Wien, sondern in ganz Österreich. Ich freue mich, dass nach dem eher verhaltenen Start in der Umsetzung beide Vertragspartner – die ÖGK und die Wiener Ärztekammer – nun mit hohem Nachdruck das Ziel – 36 PVE bis 2025 in Wien einzurichten – verfolgen. Das ist die Verbesserung im Gesundheitswesen, die sich die Wiener Bevölkerung erwartet“, erklärt Hacker abschließend.

ÖGK-Generaldirektor Bernhard Wurzer betont ebenfalls die gelungene Zusammenarbeit, nicht nur des medizinischen Teams in der neuen PVE, sondern auch der ÖGK mit der Stadt Wien: „Die Eröffnung der bereits neunten PVE in Wien zeigt, wie moderne, umfangreiche Patient:innenbetreuung aussehen kann. Es freut mich, dass sich hier drei engagierte Ärzte zusammengetan haben und die Zusammenarbeit im multiprofessionellen Team leben. Wenn ÖGK, Stadt Wien und Ärztekammer an einem Strang ziehen, lassen sich innovative Modelle, die auch junge Ärzt:innen ansprechen, umsetzen und die Gesundheitsversorgung nachhaltig sicherstellen. Davon profitieren in erster Linie die Patient:innen, die eine umfassende medizinische Versorgung erhalten.“ In der PVE in Wien Margareten werden die drei jungen Ärzte Florian Mölzer, Moritz Rauch und Florin Oprescu gemeinsam mit diplomierten Pflegekräften sowie Kolleg:innen aus den Bereichen Sozialarbeit, Diätologie und klinischer Psychologie arbeiten und Patient:innen versorgen. (kagr)