Warum Long Covid-Versorgung zur Herausforderung wird

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Internationale Studien zeigen, dass Long Covid zu einer Herausforderung für die Gesundheitssysteme wird. In Österreich fordern betroffene Patienten Verbesserungen in der Versorgung.

Für einen erheblichen Anteil der Menschen mit Covid-19 ist die Erkrankung auch noch ein Jahr nach der Akuterkrankung nicht vorbei. Sie leiden an Long Covid-Symptomen. Zudem sein die Sterblichkeit von Personen nach einem Krankenhausaufenthalt wegen SARS-CoV-2 ist fünfmal höher als unter anderen Menschen, belegen aktuelle Studien aus Großbritannien und den Niederlanden. Dazu haben Forscher eine riesige Datenanalyse in der Open Access-Fachzeitschrift „Plos Medicine“ veröffentlicht. Die Wissenschafter der London School of Hygiene & Trocpical Medicine verwendeten die Informationen der britischen OpenSaFELY-Datenbank, die Zugriff auf etwa 40 Prozent der elektronischen Krankenakten der englischen Bevölkerung bietet. Darunter waren etwa 25.000 Patienten, die 2020 wegen Covid-19 im Krankenhaus behandelt wurden und eine Woche nach der Entlassung noch am Leben waren. Die Epidemiologen verglichen die Daten zunächst mit einer fünf Mal größeren Gruppe von Erwachsenen (rund 123.000 Menschen) gleichen Alters und Geschlechts, die nicht an Covid-19 erkrankt waren. Eine zweite Gruppe bestand aus etwa 16.000 Patienten, die in den Jahren 2017 bis 2019 wegen einer schweren Influenza im Krankenhaus behandelt werden mussten.

„Die Gesamtmortalität aus allen Ursachen war am höchsten in der Covid-19-Gruppe im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung und höher als in der Kontrollgruppe der Influenzakranken. Besonders schwer fällt die vollständige Genesung Patienten, die wegen Covid-19 auf einer Intensivstation behandelt wurden. In einer Umfrage der Radboud Universität in Nijmegen in den Niederlanden im Rahmen der MONITOR-IC-Studie an elf Kliniken in den Niederlanden durchgeführt haben, berichteten 74,3 Prozent der Patienten auch ein Jahr nach der Spitalsentlassung weiterhin über körperliche Symptome. Laut der in der Online-Ausgabe der führenden amerikanischen Ärztezeitschrift JAMA veröffentlichten Studie klagten 26,2 Prozent über psychische Beschwerden, 16,2 Prozent hatten kognitive Probleme. Die häufigsten physischen Symptome waren ein geschwächter körperlicher Zustand (38,9 Prozent), Gelenkssteifheit (26,3 Prozent), Gelenksschmerzen (25,5 Prozent), Muskelschwäche (24,8 Prozent) und Muskelschmerzen (21,3 Prozent) und Luftnot (20,8 Prozent).

In Österreich fordern Betroffene von Long-Covid eine bessere Versorgung. Einige Patienten entwickeln ME/CFS (Myalgischen Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom) mit starker Erschöpfung. ME/CFS sei aber bisher kaum beachtet und schlecht versorgt, heißt es von den Organisationen Long Covid Austria und der Gesellschaft für ME/CFS in einer Stellungnahme. Long Covid sei nicht selbstlimitierend, sagt Kevin Thonhofer, Obmann der Österreichischen Gesellschaft für ME/CFS: „Wir sehen in unserer täglichen Arbeit, dass es sehr viele Betroffene gibt, die seit mehr als einem Jahr mit schweren Langzeitfolgen von Covid-19 kämpfen.“ Die Primärversorgung könne nur einen ersten Schritt leisten. Die weitere medizinische Versorgung müsse in spezialisierten, interdisziplinären Zentren passieren, die sowohl Long Covid als auch ME/CFS abdecken können. (red/APA)

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