Welt-Parkinson-Tag: Ruf nach Ausbau der Forschung  

Vor mehr als 200 Jahren beschrieb der britische Arzt James Parkinson, unter der Bezeichnung „Schüttellähmung“ (Paralysis agitans) jene Erkrankung, die heute seinen Namen trägt. Der Welt-Parkinson-Tag erinnert jährlich an seinen Geburtstag am 11. April.

Allein in Österreich sind rund 30.000 Menschen von der Parkinson-Erkrankung betroffen, weltweit ist die Zahl der diagnostizierten Patienten von 2,5 Millionen im Jahr 1990 auf 6,1 Millionen im Jahr 2016, gestiegen. Die Coronakrise mit Kontaktverboten und Ausgangsbeschränkungen hat auch das Leben von Parkinson-Patienten und deren medizinische Versorgung im Besonderen schlagartig verändert. Bewegungstraining, soziale Kontakte, regelmäßige Tagesabläufe und Therapiekontrollen beim Arzt sind wichtige Bestandteile in der Behandlung der Parkinson-Krankheit. Dies alles war im vergangenen Jahr massiv erschwert.

„Eine große, in der Toskana (Lombardei, Fasano, MD, p 1089), durchgeführte Studie hat ergeben, dass man davon ausgehen kann, dass Parkinson-Patienten wegen ihrer Erkrankung kein erhöhtes Infektionsrisiko haben. Wenn aber Parkinson-Patienten eine Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus erleiden, kann es zu Komplikationen kommen. Und zwar, wenn weitere altersbedingte Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus oder Lungenkrankheiten bestehen. Darum hat der Infektions- und Impfschutz eine sehr hohe Priorität“, sagt die Präsidentin der Österreichischen Parkinsongesellschaft, Priv.-Doz. Dr. Sylvia Boesch.

Was die medizinische Forschung erreichen kann, habe die erfolgreiche Entwicklung zahlreicher Impfstoffe gegen das SARS-CoV-2-Virus in nur kurzer Zeit bewiesen. Bei der Parkinson-Krankheit dagegen ist die öffentliche Aufmerksamkeit naturgemäß weniger hoch und der kollektive Wille, ausreichend finanzielle und personelle Ressourcen für die Parkinson Forschung zur Verfügung zu stellen, deutlich geringer. „Integrative Forschungskonzepte, oft zusammengefasst als ‚Precision Medicine‘, mit neuen Technologien wie Biomarkern, genetischer Stratifizierung von Subgruppen und der Entwicklung molekularer Therapien könnten in den kommenden Jahren auch eine Revolution in der Therapie der Parkinson-Krankheit einleiten“, betont der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie, Univ.-Prof. Dr. Thomas Berger. Die Entschlüsselung molekularer Mechanismen der Krankheitsentstehung wird in den kommenden Jahren eine Verfeinerung der bisherigen Parkinson Therapie erlauben. Diese Therapien zielen auf eine Veränderung des Krankheitsverlaufs ab und sollen das Fortschreiten des Zelluntergangs im Gehirn aufhalten. Forschungsaktivitäten könnten zudem beitragen, dass auch beim Morbus Parkinson neue Biomarker entdeckt werden, die die Erkrankung frühzeitig anzeigen. „Damit gäbe es in der Zukunft die Chance, den Ausbruch der Krankheit hinauszuschieben oder vielleicht sogar zu verhindern“, betont Berger. (red)