Diskussion um ausreichende Menge an Grippeimpfstoffen

Wien bietet die Grippeimpfung heuer kostenlos an und hat Angaben der Stadt auch deutlich mehr Impfstoffe bestellt. Kritik kommt indes aus anderen Bundesländern und von der Opposition, die insgesamt fürchten, dass es zu wenig Impfstoff gibt.

Von Oktober bis März können Bewohner der Bundeshauptstadt sich kostenlos gegen Influenza impfen lassen, erklärte am Wochenende ein Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) der APA. Dafür sollen auch eigene Impfstraßen eingerichtet werden. Der Testlauf für eine großangelegte Impfaktion geht derzeit in der Messe Wien über die Bühne. Bis zu 200 Personen können dort täglich vorbeischauen, um sich eine Zeckenimpfung verabreichen zu lassen. Wo die Grippe-Impfzentren eingerichtet werden, ist noch offen, hieß es im Hacker-Büro. Zudem ist auch eine Kooperation mit der Ärztekammer geplant, um den niedergelassenen Bereich hier einzubinden.

Die Vorräte an Impfstoff wurden in Wien massiv aufgestockt. Schon im April habe man über die Bundesbeschaffungsgesellschaft große Mengen eingekauft, erklärte der Sprecher. 400.000 Dosen konnten besorgt werden. Die Rate bei Grippeimpfungen soll damit von acht auf 24 Prozent verdreifacht werden. Laut Medienberichten droht bei den Grippeimpfungen in anderen Bundesländern im Herbst aber ein Engpass, lediglich Wien habe in großem Stil vorgesorgt. In anderen Bundesländern sollen nur unwesentlich mehr Impfdosen zur Verfügung stehen als in den vergangenen Jahren, obwohl infolge des Coronavirus von einer gestiegenen Impfbereitschaft ausgegangen wird. Von der Apothekerkammer Niederösterreich kommt wegen des Vorgehens in Wien Kritik. Es wird befürchtet, dass es in den niederösterreichischen Apotheken im Herbst sogar weniger Grippeimpfstoff als im vergangenen Jahr geben wird. „Ich glaube, die meisten Apotheken hätten gerne mehr gekauft“, sagte Peter Gonda, Präsident der Apothekerkammer Niederösterreich, gegenüber noe.ORF.at. „Uns ist aber nur ein Kontingent zugewiesen worden, das sogar geringer ist als im Vorjahr.“

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hatte zuletzt im RELATUS-Interview allerdings betont, dass man sehr wohl vorgesorgt habe. „Wir nehmen jetzt 3,2 Millionen Euro in die Hand, um die Grippeimpfung mit zusätzlich 200.000 Dosen ins Kinderimpfprogramm aufzunehmen und nochmals denselben Betrag für das Impfprogramm für Ältere.“ Der Grippeimpfstoff hat in der Produktion aber eine lange Vorlaufzeit. Hinzu kommt, dass die Menge an Grippe-Impfstoff für Europa bereits vor der Corona-Krise festgelegt wurde. Österreich habe die Menge für 2020 im Herbst 2019 eingemeldet und hier auch zusätzliche Mengen bestellt. „Corona hat uns gezeigt, dass wir mehr brauchen, weshalb es in allen EU-Ländern zu wenig davon geben wird. Das kann man deshalb jetzt nicht mehr vollends korrigieren. Wir haben aber versucht, kleinweise bei Produzenten noch Erhöhungen durchzubekommen.“ Er gehe mit allen Maßnahmen von einer Erhöhung bundesweit von 20 bis 30 Prozent aus. (red)