Analyse: Corona zeigt Schwächen in Gesundheitssystemen

© Arno Melicharek/BKA

Die Corona-Pandemie hat gravierende Schwachstellen in Gesundheitssystemen und die unzureichende Vorbereitung vieler europäischer Länder auf eine Gesundheitskrise offenbart, sagt die OECD in einer Analyse.

Es habe sich gezeigt, dass Länder, die in der Lage sind, schnell auf die Krise zu reagieren, kostspielige weitgehende Corona-Beschränkungen möglicherweise vermeiden können, sagte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Donnerstag. „Die erste Welle der COVID-19-Pandemie machte den bereits bestehenden Mangel an Ärzten und Krankenschwestern in vielen Ländern sichtbarer und akuter“, heißt es in dem Bericht weiter, der sich mit den Auswirkungen der Pandemie auf die Gesundheitssysteme von EU-Staaten auseinandersetzt. Die Kosten für widerstandsfähige Gesundheitssysteme seien geringer als die enormen wirtschaftlichen Folgen, die schwache Gesundheitssysteme in einer Krise wie der Corona-Pandemie hätten.

Der Mangel an Personal sei in der Krise eine größere Einschränkung als der Mangel an Krankenhausbetten gewesen. Das zeige, dass die Ausbildung von qualifiziertem Gesundheitspersonal mehr Zeit in Anspruch nehme als die Schaffung temporärer Einrichtungen. Außerdem sei es wichtig, Reservekapazitäten beim Personal zu schaffen. In einigen Ländern, wie Norwegen, der Schweiz und Deutschland, sei die Zahl der Ärzte und Krankenschwestern pro Kopf vor Beginn der Pandemie im Vergleich zu anderen Ländern relativ hoch gewesen, so die Autoren.

Die Untersuchung kommt außerdem zu dem Ergebnis, dass Regierungen effektive Strategien erarbeiten müssen, um weitere Lockdowns zu vermeiden. Wichtig seien generell Tests zur Kontaktnachverfolgung und Kontaktbeschränkungen, die Verfügbarkeit von Masken und die Einschränkung von Mobilität und Kontakten. Auch digitale Maßnahmen wie Corona-Apps könnten helfen. „Viele Länder hatten in den ersten Monaten der Krise Mühe, die Verfügbarkeit von Masken und anderer persönlicher Schutzausrüstung zu erhöhen“, heißt es. Die meisten Länder hätten auch Probleme gehabt, ihre Testkapazitäten zu erhöhen, was die Wirksamkeit der Rückverfolgungsbemühungen eingeschränkt habe. Dadurch seien nur wenige Optionen geblieben, um die Ausbreitung des Virus während der ersten Welle einzudämmen, was schließlich strengere Eindämmungsmaßnahmen erforderlich machte.

Außerhalb Europas seien Korea oder Neuseeland gute Beispiele für Länder, in denen das Virus gezielt unter Kontrolle gebracht wurde. In Europa seien Finnland, Norwegen oder Estland besser in der Lage gewesen, die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Dies sei aber auch teilweise auf geografische Faktoren zurückzuführen – in diesen Ländern ist die Bevölkerungsdichte geringer. Gleichzeitig seien Eindämmungsmaßnahmen aber gezielt umgesetzt worden – das Vertrauen der Bevölkerung sei groß gewesen. (red/APA)

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