Apotheker fordern sachlichere Debatte um Lieferengpässe

Nach einem monatelangen Hin- und Her auf der Suche nach den Ursachen für Lieferengpässe bei Medikamenten versuchen die Apotheken nun mit Fakten die Debatte zu versachlichen.

„Ich habe mir die Daten von einem der drei großen Pharmagroßhändler angesehen. Am 30. August waren 908 Arzneimittel nicht lieferbar. Am 3. Oktober waren es noch immer 807. Davon waren 754 rezeptpflichtige Arzneimittel. Von den 908 Ende August nicht verfügbaren Arzneimitteln waren Anfang Oktober 556 weiterhin nicht verfügbar. Das heißt, dass ist nicht kurzfristig, das geht über Monate“, sagt Apothekerkammer-Vizepräsident Christian Wurstbauer in einem APA-Interview. Dabei gehe es nicht um High-Tech-Medikamente sondern zumeist um Massenarzneimittel. Wurstbauer: „Beim Patienten entsteht der Eindruck, dass der Arzt zu dumm ist, um ein erhältliches Arzneimittel zu verschreiben oder der Apotheker zu unfähig, es zu besorgen.“

Die Pharmaindustrie hat zuletzt vor allem auf den Export von für Österreich gedachten Arzneimitteln in Länder mit höheren Preisen durch Apotheker mit Großhandelskonzession und Pharmagroßhändler verwiesen. „Die Situation ist für alle Beteiligten unangenehm“, betont Apothekerkammerpräsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr. Es sei deshalb kein Wunder, dass die einzelnen Marktteilnehmer versuchten, sich gegenseitig den sprichwörtlichen „Schwarzen Peter“ zuzuschieben. In der Liste der nicht lieferbaren Medikamente sei aber nichts dabei, was aus Preisgründen exportiert würde, sagt Wurstbauer. (APA)