Apothekertagung zu Diabetes: Das können Phyto-Therapeutika

Bei der 53. Wissenschaftlichen Fortbildungstagung der Österreichischen Apothekerkammer in Schladming analysierte Hermann Stuppner vom Institut für Pharmazie der Universität Innsbruck die Möglichkeiten von Phytotherapie im Hinblick auf Diabetes.

Rund um Diabetes gibt es immer wieder und oft wechselnde Hypes zu natürlichen Nahrungsmittelergänzungen oder pflanzlichen Produkten, die vor allem eine blutzuckersenkende Wirkung haben oder haben sollen. „Die wissenschaftliche Grundlage für die Wirksamkeit bei Erkrankungen des metabolischen Syndroms ist mangelhaft“, sagte der Phytoexperte Stuppner. Viele der frei verkäuflichen Nahrungsergänzungen hätten auch völlig unterschiedliche Inhaltsstoff-Konzentrationen.

Bei Kurkuma-Extrakten sei die Sache noch relativ klar. Da gibt es beispielsweise eine klinische Studie mit 240 Probanden mit Prädiabetes, bei denen in der Placebo-Gruppe zehn Prozent innerhalb von drei Monaten das Vollbild von Diabetes entwickelten. Bei der anderen Hälfte der Probanden mit zweimal drei Kapseln zu 250 Milligramm Kurkuma-Extrakt war das bei keinem der Getesteten der Fall. Metaanalysen von vielen Studien scheinen einen blutzuckersenkenden Effekt ebenfalls zu belegen.

Typ-2-Diabetiker haben sowohl eine Insulinresistenz mit zu hohen Blutzuckerwerten als auch zumeist einen zu hohen Blutdruck sowie zu hohe Blutfettwerte. Hier ist Roter Reis in der jüngeren Vergangenheit buchstäblich gehypt worden. Es handelt sich um normalen Reis, der per Rotschimmel fermentiert wird. Dann enthält er Monacolin K. „Monacolin ist strukturell ident mit Lovastatin“, sagte Stuppner. Lovastatin ist das klassische Cholesterin-senkende Statin-Medikament. Der Hefereis habe eine ähnliche Wirksamkeit bei der Reduktion der LDL-Blutfettwerte, welche etwa Atherosklerose begünstigen. Doch Roter Reis habe auch die Nebenwirkungen der Statine, wie Muskelschmerzen und Muskelschädigungen. Bei 26 Produkten aus Rotem Reis wurden aber extrem hohe Schwankungen an Monacolin-Gehalt registriert, zitierte der Experte eine Bewertung der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC). Der Konsument könne also nicht so wirklich wissen, was er bei Konsum der Produkte so wirklich „abbekommt“. Stuppner empfiehlt deshalb bei der Cholesterinsenkung auf dem Wege der HMG-CoA-Reduktase-Hemmer auf die „milliardenfach erprobten“ synthetischen Medikamente mit exakter Dosierung zu vertrauen. (red/apa)