Corona-Impfstoffproduktion in Österreich rückt näher

(c) Novartis

Die Errichtung einer Impfstoff-Fabrik auf der grünen Wiese dauert 24 bis 48 Monate. Bisher wurde deshalb der Aufbau einer Corona-Produktion in Österreich eher ausgeschlossen. Jetzt will sich doch ein Hersteller an das Projekt wagen.

Der Pharmakonzern Novartis wird an seinem Tiroler Standort in Kundl in den nächsten Monaten mit der Produktion des Corona-Impfstoffkandidaten von CureVac starten. Im zweiten Halbjahr 2021 sollen die mRNA und der vorformulierte Wirkstoff für bis zu 50 Millionen Dosen hergestellt werden, im Jahr 2022 für bis zu 200 Millionen Dosen, sagte Novartis-Österreich-Chef Michael Kocher bei einem Online-Pressegespräch des Pharmaindustrie-Verbandes Pharmig. Kocher warnte gleichzeitig davor, den Patentschutz bei Corona-Impfstoffen zu lockern, weil dann weniger Pharmaunternehmen sich mit Coronavirus-Mutationen beschäftigen würden. US-Präsident Joe Biden hatte eine Patentschutz-Lockerung Anfang Mai gefordert.

Die Industrie präsentierte auch andere Entwicklungen heimischer Unternehmen im Corona-Bereich. Gute Nachrichten gibt es etwa vom österreichisch-französischen Impfstoffhersteller Valneva. Das Unternehmen hat Ende April in Großbritannien eine klinische Phase-III-Studie für seinen geplanten Covid-19-Totimpfstoff gestartet. Verläuft die Studie erfolgreich, will Valneva im Herbst die Marktzulassung beantragen. Am Wiener Standort betreibt Valneva Forschung und Entwicklung sowie Qualitätssicherung. Die Produktion des Covid-19-Impstoffs wird in Schottland und die Abfüllung in Schweden stattfinden. Mittelfristig werde man in Schottland und Schweden auch neue Anlagen in Betrieb nehmen. Eine neue Impfstofffabrik auf der grünen Wiese zu errichten, dauere aber 24 bis 48 Monate und die regulatorischen Hürden dafür seien hoch, sagte Jankowitsch.

Der niederösterreichische Pharmazulieferer Polymun mit über 90 Mitarbeitern ist ein Spezialist für Lipidnanopartikel und ist ein wichtiger Partner der Covid19-mRNA-Impfstoffprojekte von Biontech/Pfizer, CureVac, Imperial College London und Arcturus Therapeutics. Am 22. Jänner 2020 habe er die erste Anfrage bekommen, ob man „nicht etwas schnell aufsetzen können“, sagte Polymun-Chef Dietmar Katinger. Im Februar sei es dann schon richtig losgegangen. Die Präsidentin des Österreichischen Verbands der Impfstoffhersteller ÖVIH und Pfizer-Managerin, Renée Gallo-Daniel, lobte die weltweite Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der Coronapandemie. „Die Forschung zu Covid-19-Impfstoffen passiert global. Die Produktion, Distribution und Impfempfehlungen müssen wir lokal umsetzen“, sagte Gallo-Daniel. Derzeit gebe es ein Netzwerk von mehr als 300 Kooperationen weltweit um die Produktion zu sichern. Bernhard Wittmann, Vizepräsident der Pharmig und Geschäftsführer von Sigmapharm, appellierte an die Politik, die lokale Pharmaproduktion zu stärken. Unternehmen hätten gute Gründe, warum sie in Österreich und Europa produzieren. „Man darf nicht vergessen, dass es hier Know-how gibt“, sagte Wittmann. Die Politik solle mit neuen Fördermitteln unter anderem Pharma-Nischenbetriebe auf europäischer Ebene fördern. (red)