Erwachsenen-Impfprogramm: Ruf nach Strukturen

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Noch fehlen die Prozesse und Strukturen im Hintergrund für den im Herbst 2023 im Zuge der Gesundheitsreform beschlossenen Ausbau des kostenlosen Impfprogramms für Erwachsene.

Bis 2040 wird die Anzahl der in Österreich lebenden Personen im pensionsfähigen Alter um 43 Prozent zunehmen, während die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter um 4 Prozent sinken wird. Die Folge ist eine Doppelbelastung des Gesundheitssystems. Steigenden Kosten für ambulante und stationäre Behandlungen, Arzneimittel und Rehabilitation stehen in Zukunft sinkende Einnahmen durch weniger Beitragszahlende gegenüber, hieß es bei der Podiumsdiskussion des Pharmaunternehmens GlaxoSmithKline (GSK) in Wien.

Damit auch zukünftig eine flächendeckende, hochwertige Gesundheitsversorgung gewährleistet werden kann, wird der Prävention noch größere Bedeutung zukommen. Impfungen zählen zu den wichtigsten Maßnahmen der Primärprävention, da sie wirksam und kosteneffektiv sind. Trotzdem werden bei weitem nicht alle Impfungen, die vom Nationalen Impfgremium im Österreichischen Impfplan empfohlen sind, kostenfrei zur Verfügung gestellt. „Wir müssten einfach ausrechnen: Was kosten uns die Erkrankungen im Jahr, die vermeidbar wären. Dann wissen wir, wie viel wir ausgeben sollten,“ empfahl der Mediziner Herwig Kollaritsch, Mitglied des Nationalen Impfgremiums. „Für ein umfassendes Impfprogramm müssen wir ein kosteneffizientes, gut funktionierendes System schaffen, bei dem die Leute wissen, wie es funktioniert“, betonte Maria Paulke-Korinek, Leiterin der Abteilung Impfwesen im Gesundheitsministerium.

Für das Impfen wurden im Rahmen des Finanzausgleichs und der Gesundheitsreform 90 Millionen Euro jährlich reserviert. „Ziel muss es sein, alle im Impfplan empfohlenen Impfungen in ein Impfprogramm zu überführen“, forderte Andreas Huss, Vize-Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK). Erwachsenen-Impfungen seien in Österreich Privatangelegenheit, das dürfe nicht so bleiben, sagte Huss. „Wenn wir nicht gesund älter werden, kosten wir mehr“, betonte Ingrid Korosec, Präsidentin des Österreichischen Seniorenrats. „Impfen ist Prävention – und da machen wir bei den Erwachsenen praktisch nichts“, kritisierte sie. (red)