Europas Pharmaindustrie besorgt

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Beim „Salzburg Summit“ gab es am Wochenende Bedenken wegen der geplanten EU-Arzneimittelreformen. Weitere Lieferengpässe werden befürchtet.

Geht der vor wenigen Wochen von der EU-Kommission präsentierter Vorschlag für eine neue Pharma-Gesetzgebung in der vorgelegten Form durch, befürchtet die europäische Arzneimittelindustrie einen Verlust an Wettbewerbsfähigkeit. Dies erklärte der Generaldirektor des Internationalen Pharmaindustrieverbandes (IFPMA), Thomas Cueni, am Rande des „Salzburg Summit“. Europa drohe bei Innovationen abgehängt zu werden. „Vor 20 Jahren kam noch jedes zweite neue Arzneimittel aus Europa. Heute ist es nur noch jedes fünfte“, sagte Cueni bei einer Podiumsdiskussion des Pharmaverbandes Pharmig.

Die EU will wie berichtet die Pharma-Gesetzgebung neu regeln. In einem großen Paket sind verschiedene Themen enthalten: Bekämpfung der Ausbreitung gegen die herkömmlichen Antibiotika resistenter Keime, mehr Versorgungssicherheit bei Arzneimitteln, die Vereinfachung und Verkürzung der Abläufe in der Zulassung neuer Medikamente durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) und schließlich ein komplexes System mit Anreizen für die Entwicklung innovativer Medikamente. Die EU will Neuentwicklungen unter anderem dadurch fördern, dass Pharmaunternehmen für Innovationen etwa auf dem Gebiet der Antibiotika damit belohnt werden, dass ihnen längere Marktexklusivität für ein anderes neues Medikament gewährt wird. Umgekehrt wird die generelle Patentdauer verkürzt. Cueni: „In den USA beträgt die Schutzfrist bei Biologika beispielsweise zwölf Jahre.“ Dort werde zwischen synthetisch hergestellten Wirkstoffen und Biotech-Medikamenten unterschieden. Europa gerate dadurch ins Hintertreffen.

Ein zweites Projekt der Europäischen Union ist ein besseres Meldesystem für sich anbahnende Lieferengpässe bei Medikamenten. Cueni sieht die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen samt der Abhängigkeit Europas von Produzenten in China extrem kritisch: „Man kriegt, was man bezahlt. In vielen Bereichen kommen die Wirkstoffe zu hundert Prozent aus China.“ Hier gehe es vor allem um die Sicherstellung der Versorgung mit Schmerzmitteln, Zytostatika und auch um Antibiotika. Liefer- und Produktionsengpässe samt der Abhängigkeit von Produzenten im Fernen Osten seien durch den enormen Preisdruck auf Medikamente nach Patentablauf bedingt. (APA/red)