Impfen in der Apotheke: Pharmazeuten machen Druck

Gerhard Kobinger (c) ÖVIH/APA-Fotoservice/Hörmandinger

Die Bundesländer haben sich bei einer Konferenz gegen eine Impfpflicht, aber für „Impfen auf Krankenschein“ ausgesprochen und sich auf eine „große Öffentlichkeitskampagne“ zur Erhöhung der Impfquote geeinigt. Die Apotheker fordern erneut, dass sie impfen dürfen.

Keine Impfpflicht aber eine „große Öffentlichkeitskampagne“ zur Erhöhung der Impfbereitschaft für Influenza, darauf haben sich die Gesundheitsreferenten der Länder am Freitag in einer Videokonferenz verständigt. Eine Arbeitsgruppe solle dies bis Ende Juni ausarbeiten. Zudem traten die Referenten für „ein Impfen auf Krankenschein“ ein, informierte Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Derzeit liege die Durchimpfungsrate gegen Grippe bei acht Prozent. Für eine Herdenimmunisierung wären 40 bis 50 Prozent nötig, führte Niederösterreichs Gesundheitslandesrat Martin Eichtinger (ÖVP) aus. Es müsse aber zu einer „dramatische Anhebung“ kommen, was durch eine „Bewusstseinskampagne“ geschehen solle. „Jedes Prozent mehr“ sei ein Erfolg, meinte die turnusmäßige Vorsitzende und Ausrichterin der Konferenz, Oberösterreichs Landeshauptmannstellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP). Flankierend dazu müsse jedoch der Bund auch sicherstellen, dass ausreichend Impfstoff vorhanden sei, waren sich die Konferenzteilnehmer einig.

Zusätzlich wurde laut Hacker in der Konferenz ein „pragmatischer Feststellungsbeschluss“ getroffen. Das Impfen solle Basisleistung des niedergelassenen Bereichs werden. Derzeit müsse man sich den Impfstoff erst verschreiben lassen, dann das Rezept in der Apotheke holen und anschließend beim Hausarzt das Impfen noch bezahlen. Dieses umständliche Handling gehöre abgestellt. Die von Gesundheitsminister Rudolf Anschober geplante Aufnahme der Influenza-Schutzimpfung ins Gratis-Impfprogramm erntet Zustimmung der Österreichischen Ärztekammer. Neben intensiver Aufklärung für eine breitere Akzeptanz der Grippeschutzimpfung im Allgemeinen sei diese für Vorschulkinder absolut vorrangig, sagte Rudolf Schmitzberger, Leiter des ÖÄK-Impfreferats, denn sie seien „Vektoren und intensive Verbreiter“ dieser Infektion. Auch er drängt auf eine rasche Beschaffung der nötigen zusätzlichen Impfstoffe – es sei „bereits fünf vor zwölf“.

Die Apotheker drängen indes weiter darauf, dass sie impfen dürfen. „Apothekerinnen und Apotheker stehen bereit, wenn es darum geht, die Durchimpfungsraten in der Bevölkerung durch das Impfen in bestimmten Apotheken zu heben“, erklärte Gerhard Kobinger, Präsidiumsmitglied der Österreichischen Apothekerkammer, und ortet die Aussagen der Länder-Gesundheitsreferenten als Vorschlag, den Apothekern das Impfen zu erlauben. „Der niederschwellige Zugang zu Impfungen, wie ihn die 1.400 österreichischen Apotheken mit ihren rund 400.000 täglichen Patientenkontakten bei entsprechendem politischem Willen bieten könnten, würde zu deutlich höheren Impfraten führen. Beispiele aus dem Ausland belegen dies eindrucksvoll. In zwölf EU-Staaten sowie auch in den USA, in Kanada und in Neuseeland gehört das Impfen in der Apotheke zum Alltag. Die dortigen Impfraten haben sich durch die Einführung des Impfens durch Apotheker deutlich erhöht, auch Ärzte verzeichneten einen Anstieg bei den Impfungen“, sagt Kobinger weiter. In Wien hat die dortige Apothekerkammer zudem auch eine Inseratenkampagne gestartet. Reaktion von Wiener Ärzten in sozialen Medien: Sie fordern umgekehrt das volle Dispensierrecht für alle niedergelassenen Ärzte. (rüm)