Impfstoff-Wettlauf: Experten pochen auf Sicherheit vor Geschwindigkeit

Das Wettrennen von Staaten und Pharmaunternehmen um einen Corona-Impfstoff ruft Mahner auf den Plan. Oberste Prämisse dürfe nicht die Frage sein, wer zuerst einen Impfstoff habe, sondern ob dieser sicher ist.

Die Regelungen zur Erprobung von Impfstoffen müssen auch beim Coronavirus zu 100 Prozent eingehalten werden. Das hat Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hinsichtlich der bekannt gewordenen Zulassung einer russischen Vakzine betont. „Für die EU und damit für Österreich kommt ein nicht ausreichend erprobter Impfstoff nicht in Frage“, versicherte er. Auch die WHO und die EU warnten vor der Entwicklung. „Die oberste Prämisse in der Arzneimittel- und Impfstoffentwicklung ist die Sicherheit der Studienteilnehmenden und nach der Zulassung auch die Sicherheit derer, die zukünftig den Impfstoff erhalten. Wie ein möglicher Impfstoff wirkt und wie der Körper darauf reagiert, wird dabei schrittweise in verschiedenen Phasen im Rahmen klinischer Prüfungen untersucht“, stellt auch der Pharmaverband Pharmig klar. „Da jeder Mensch ein Individuum ist, reagieren nicht alle Menschen gleich. Folglich ist es umso wichtiger, besonders in der letzten Phase der Forschung möglichst viele Teilnehmende zu integrieren, um valide Daten generieren zu können“, sagt Alexander Herzog, Generalsekretär der Pharmig. Man gehe hier „äußerst verantwortungsvoll und mit größter Sorgfalt“ vor, weil es stets um das Wohl der Patienten geht.

„Auch wenn die ganze Welt mit enormen Erwartungen auf einen oder mehrere Impfstoffe beziehungsweise wirksame Arzneimittel wartet, muss die Sicherheit der Menschen an oberster Stelle stehen“, betont auch Ingo Raimon, Präsident des Forums der forschenden pharmazeutischen Industrie in Österreich (FOPI), angesichts der derzeitigen Debatte rund um einen COVID-19-Impfstoff aus Russland. „Mit gutem Grund sind bei der Entwicklung von Arzneimitteln und Impfstoffen strikt regulierte klinische Studien zu durchlaufen, die die Wirksamkeit, Verträglichkeit und vor allem Sicherheit überprüfen.“ Gerade die forschende Pharmaindustrie hätte größtes Interesse, in dem globalen Wettlauf mit einem wirksamen Impfstoff zu reüssieren. Derzeit sind über 170 Projekte zum Impfstoffkandidaten im Laufen, 28 davon befinden sich laut WHO in klinischer Entwicklung. (red)