Kommentar: Lieferengpässe waren die echte Corona-Krise

Martin Rümmele ist Chefredakteur von Relatus.

Obwohl die Infektionszahlen mit dem Virus rasch gesunken sind, blieben die Lockdown-Maßnahmen aufrecht. Der Grund waren offenbar vor allem Lieferengpässe von Schutzausrüstung und Beatmungsgeräten sowie die Abhängigkeit von China. Und diese besteht weiter.

Immer wieder ist derzeit zu hören, dass man die Abhängigkeit von China gerade bei medizinischen Produkten reduzieren muss. Kaum jemand redet aber bisher darüber, dass diese Abhängigkeit der eigentliche Hauptgrund für die Krisenmaßnahmen waren – und nicht so sehr die Gefährlichkeit des Virus. Während rasch klar war, dass die Infektionszahlen nicht so dramatisch sind, war den Verantwortlichen offenbar auch klar, dass es nicht nur keine Therapie, sondern auch keine Schutzmaßnahmen gibt. Erinnern wir uns: Schlagartig wurde klar, dass es keine Schutzausrüstung und keine Desinfektionsmittel gibt. Ebenso wie Beatmungsgeräte. Denn das alles kommt aus China. Oder besser gesagt: es sollte von dort kommen. Es kam aber nicht. Und niemand wusste, wann es wieder kommen wird. Die Produktion in China stand still. Und bei uns waren von einem Tag auf den anderen keine der so wichtigen Produkte verfügbar. Geöffnet wurde erst wieder, als klar war, dass wieder ausreichend Waren aus China kommen.

Die westliche Welt hat sich in den vergangenen Jahren dem Spardruck und der Billigproduktion verschrieben. Auch Lager gibt es keine mehr. Der Warenzufluss aus China schien endlos und die Transporte waren billig. Jetzt hören wir, dass man in Europa die Produktion wieder hochfahren soll. Tatsächlich wird aber längst wieder wie vor der Krise in China eingekauft. Weil es billig ist. Niemand will davon reden, dass eine Umstellung teurer würde und niemand will sie in Wirklichkeit bezahlen.

In der Krise haben innovative Unternehmen auch in Österreich rasch reagiert und Masken und Desinfektionsmittel hergestellt und eine Produktion dafür hochgefahren. Das wurde auch von der Politik gefeiert. Jetzt redet aber niemand mehr davon und die Unternehmen bleiben auf ihrer Produktion und den Produkten sitzen. Denn sie sind teurer als die Konkurrenz aus China. Selbst, wenn die heimischen Produkte im Lebenszyklus günstiger kommen, will sie niemand. Es lockt der niedrige Preis. Und die nächste Welle an Billigprodukten rollt schon wieder aus Asien. Es ist zu hoffen, dass die Chinesen keine zweite Virenwelle erleben. Denn ein dortiger Stopp würde auch bei uns Vieles wieder still stehen lassen. (rüm)