Lieferengpässe: Forschungsinstitut soll helfen

WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr, Infineon-Vorstandvorsitzende Sabine Herlitschka Wirtschaftssminister Martin Kocher, Oö-Landesrat Markus Achleitner (v.li.) (c) BMAW/Enzo Holey

Ein neues Forschungsinstitut soll helfen, Lieferschwierigkeiten in Zukunft frühzeitig zu erkennen. Der Komplexitätsforscher Peter Klimek übernimmt die Leitung.

Pandemie, Krieg und Klimakrise führen vermehrt zu Knappheit und Lieferengpässen bei Arzneimitteln, Rohstoffen, Lebensmitteln, Computerchips und Ähnlichem. „Wir haben hier tatsächlich ein Problem“, gibt auch Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) zu. Ein neues Forschungsinstitut soll sich in den kommenden Jahren unter der Leitung von Komplexitätsforscher Peter Klimek mit der Frage der Sicherheit und Verlässlichkeit von Lieferketten beschäftigen. Das sogenannte „Supply Chain Intelligence Institute of Austria“ (ASCII) wird mit insgesamt zehn Millionen Euro für fünf Jahre vom Wirtschaftsministerium (7,5 Mio. Euro) und dem Land Oberösterreich (2,5 Mio. Euro) finanziert. Laut WIFO-Direktor und ASCII-Präsident Gabriel Felbermayr gäbe es in Europa nichts Vergleichbares, mit dem Fokus auf das Zusammenspiel von Komplexitätsforschung, Ökonomie und Logistik hätte man ein „Vorzeigeinstitut“ geschaffen.

Als erste Themen werde man die Abläufe rund um die weitreichenden Verknüpfungen bei Produktions- und Verteilungsprozessen von Mikrochips oder Medikamenten angehen, sagt Felbermayr. Peter Klimek verweist in diesem Zusammenhang auf „Flaschenhälse“ an „unerwarteten Stellen“ wie bei fehlendem Verpackungsmaterial für Arzneimittel. Im Pharmabereich wolle man außerdem die Fragen, wo Abhängigkeiten liegen, und wie ihnen mit dem Zurückholen von Produktion, mit Bevorratung, Veränderungen bei Medikamentenzulassungen, anderer Preisgestaltung und breiter aufgestellter Beschaffung begegnet werden kann, beantworten.

Klimek selbst wird sich hauptsächlich um den Aufbau und Betrieb des neuen Instituts kümmern, bleibt aber auch weiter in reduziertem Ausmaß an der Medizinischen Universität Wien und am Complexity Science Hub (CSH) Vienna tätig. Der CSH ist einer der Trägerorganisationen, weitere Gründungsorganisationen sind das Logistikum der Fachhochschule OÖ, der Verein Netzwerk Logistik (VNL) und das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO). Neben dem CSH in Wien wird es einen zweiten Standort im oberösterreichischen Steyr geben. Geplant ist, dass rund 15 vollzeitbeschäftigte Forscher:innen eng mit den Gründungsmitgliedern im ASCII zusammenarbeiten sollen. Schon in den kommenden Wochen soll die erste Studie zum Pharma-Sektor veröffentlicht werden. (kagr/APA)

Interview mit Peter Klimek