Lieferengpässe: Generikaverband kritisiert Parallelexporte

Generikaproduktion in Tirol (c) Sandoz

Der Österreichische Generikaverband wünscht sich, dass Apotheken und Ärzte früher über Lieferengpässe informiert werden. Gleichzeitig gibt es auch Kritik am Preisdruck der Kassen und den daraus resultierenden Parallelexporten.

Der Österreichische Generikaverband (ÖGV) fordert im Zusammenhang mit der Debatte um Lieferengpässe eine geänderte Preispolitik und eine noch intensivere Standortförderung, um die Versorgungssicherheit künftig zu erhöhen. Von Lieferengpässen sind 2019 laut Generikaverband weiterhin Bluthochdruckmittel wie Valsartan, aber auch Kortison, Schmerzmittel, Krebsmedikamente und Krankenhaus-Antibiotika betroffen. Um die tatsächliche Lage besser abzubilden, soll die Meldepflicht nun erweitert werden. Die neuen Regelungen sollen dann voraussichtlich im ersten Quartal 2020 greifen. „Die frühzeitige Kenntnis davon, wie groß das Problem ist, lässt mehr Reaktionszeit zu“, sagte ÖGV-Präsident Wolfgang Andiel. So soll etwa künftig bereits ein Lieferausfall von zwei Wochen meldepflichtig sein, derzeit sind es vier Wochen.

„Der hohe Preisdruck in den europäischen Gesundheitssystemen führt dazu, dass die Hersteller in der Produktion immer effizienter werden müssen. In der Folge wurde zunächst einmal die Wirkstoffproduktion in Europa über die Jahre immer geringer. Die Unternehmen sind zunehmend in den kostengünstigeren asiatischen Raum abgewandert“, erklärt Andiel. 
In weiterer Folge komme es zu einer Konsolidierung der Firmen, weil das Volumen die Produktionskosten beeinflusst. „Dies führt dazu, dass es für manche Wirkstoffe nur noch wenige Hersteller gibt.“ Im Schnitt koste eine Generika-Tablette in Österreich 15 Cent – eine Dose Red Bull oder ein Kaugummi kostet mehr”, illustrierte die Geschäftsführerin des erst vor drei Jahren gegründeten Generika-Unternehmens Aristo Pharma, Birgit Pareiss, den aus ihrer Sicht „großen Preisdruck“ am heimischen Markt. Österreich sei ein sehr günstiges Arzneimittel-Land im EU-Vergleich, betonte Pareiss. Wenn es in einem anderen europäischen Land zu Lieferengpässen komme, würden Medikamente aus Österreich besonders gern „weggesaugt“, also dorthin exportiert. Besonders gefragt seien im hochpreisigen Bereich etwa Medikamente gegen Multiple Sklerose oder auch onkologische Produkte. Solche „Exportausfälle“ können Lieferengpasse im eigenen Land befeuern. Der Haken dabei sei: Die Generika-Hersteller kalkulieren den Arzneimittelbedarf nach der Patientenzahl im österreichischen Markt. „Bei Ausfällen können wir das kurzfristig kompensieren, aber nicht mittel- und langfristig“, erklärte Pareiss. (red/APA)