Lieferengpässe: Kritik an EU-Indien-Abkommen

@ Dimitris Vetsikas - Pixabay

Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indien führen zu Kritik von Ärzt:innen: Sie warnen vor erschwertem Medikamenten-Zugang.

Die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ (MSF) warnt wegen der Freihandelsabkommen-Verhandlung zwischen der EU und Indien vor einem erschwerten Zugang für ärmere Länder zu Generika-Medikamenten. Es bestehe die Gefahr, dass indische Hersteller Originalmedikamente von Pharmafirmen aus der EU erst nach einer längeren Frist kopieren dürften als momentan, sagte die MSF-Expertin für den Zugang zu Medikamenten, Melissa Scharwey, der Deutschen Presse-Agentur. Diese Gefahr erschließe sich aufgrund eines veröffentlichten Entwurfs des Freihandelsabkommens, sagte sie. Laut Entwurf könnten Pharmafirmen aus der EU künftig eine Verlängerung des Patentschutzes in Indien um mehrere Jahre anmelden, so die Expertin. Dadurch könnten Generika-Firmen diese Medikamente erst später günstig nachproduzieren.

Die EU-Kommission erklärte hingegen, dass die Freihandelsabkommen der EU die Lieferung von Arzneimitteln nicht verhinderten. Wenn die EU und ihre Handelspartner ihre Märkte füreinander öffneten, müssten die Regeln zum geistigen Eigentum fair, ausgewogen und transparent sein. Dazu gehörten Bestimmungen für den Pharmasektor, die notwendig seien, damit es Anreize für Innovationen gebe. Indien ist als Apotheke der Welt bekannt und stellt viele Medikamente besonders für ärmere Länder kostengünstig her. Ärzte ohne Grenzen und andere humanitäre Organisationen kaufen Medikamente für ärmere Länder mehrheitlich von dort, etwa HIV-Medikamente. Seit Jahren versuchen die EU und Indien ein Freihandelsabkommen zu vereinbaren. Verhandlungen gab es von 2007 bis 2013. Damals scheiterten die Gespräche aber – unter anderem an Arzneimittelfragen. (red/APA)