Meinung: Apotheken müssen für sich werben

Martin Rümmele ist Chefredakteur von Relatus.

Das war keine gute Woche für die Apotheken: zuerst kündigt die Drogeriekette dm eine Klage zur Marktöffnung an, dann fordert die Bundeswettbewerbsbehörde mehr Hausapotheken. Jetzt sind Lösungen gefragt.

Das Apothekensystem kommt zunehmend unter Druck: durch Onlinehändler, Drogerien und Wettbewerbshüter. Ein bewährtes System wie der Gebietsschutz und die Abgabe von Medikamenten durch geschulte Pharmazeuten haben ihren Sinn. Es geht darum, dass jene Arzneimittel den Patienten gegeben werden, die diese benötigen und nicht jene, die dem Abgeber den höchsten Profit bringen. Wohin das führt, sieht man seit Jahren in den USA. In den vergangenen 20 Jahren sind fast 400.000 Menschen an den Folgen von Schmerzmittel-Missbrauch gestorben. Umgerechnet auf Österreich wären das – unter ähnlichen Bedingungen – 12.000 Menschen.

Kommende Woche ist erstmals der von der Weltgesundheitsorganisation ausgerufene Tag der Patientensicherheit. Das könnte ein willkommener Anlass sein, für die Apotheker auf ihre Leistungen hinzuweisen. Je weniger den Menschen – und Politikern – nämlich bekannt ist, warum das Apothekersystem so gestaltet ist, wie es ist, umso mehr werden die Apotheken unter Druck kommen. Und dann werden Wettbewerbsbefürworter kommen, Patienten niedrigere Preise versprechen und so ein funktionierendes System zerschlagen. Der Appell deshalb an die Apotheker: jeder und jede Einzelne sind gefordert, das System täglich zu erklären. Nur auf Standesvertretungen zu vertrauen, wird nicht reichen. (rüm)