Meinung: Arzneimittelbereich steht am Scheideweg

Martin Rümmele ist Chefredakteur von Relatus.

Neue Forschungsmethoden einerseits und ein wachsender Preisdruck andererseits werden den Arzneimittelsektor in den kommenden Jahren massiv verändern. Alle Akteure sind gefordert, hier gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Neue Therapien, die hunderttausende Euro kosten, stehen bewährten Therapien gegenüber, für die Krankenkassen kaum noch etwas zahlen wollen: der Arzneimittelbereich ist im Umbruch. Auf der einen Seite verlangt etwa das deutsche Gesundheitsministerium von einem Hersteller, eine teure Therapie bis zur Zulassung gratis anzubieten, auf der anderen Seite nehmen Lieferengpässe aufgrund des Preisdruckes zu. Das bringt mittelständische, regionale Hersteller in Schwierigkeiten und führt umgekehrt dazu, dass Konzerne die Produktion in asiatische Billigländer auslagern. Kommt es dort zu Qualitätsproblemen, kann rasch die Versorgung kippen. Apotheken und Großhändler wiederum leiden unter sinkenden Spannen, was mittelfristig auch hier die Versorgung gefährdet. Umgekehrt fordert die Politik, dass Krankenversicherungen trotz demographischer Entwicklung Kosten senken. Das zunehmend verbreitete Denken des Rückzuges der öffentlichen Hand, führt hier zu einem Marktversagen auf dem Rücken von regionalen Unternehmen und Patienten. Es braucht rasch einen Dialog über alternative Szenarien. (rüm)