Neue Impfstoffe in europäischer Pipeline

Symbolbild © AstraZeneca

Ein aktueller Report zeigt: 91 Impfstoff- und Antikörperkandidaten befinden sich in klinischer Entwicklung – besonders viele gegen Atemwegsinfektionen und antibiotikaresistente Erreger. 

Vaccines Europe, der europäische Dachverband der Impfstoffhersteller, gibt in einem aktuellen Report Einblick in die Pipelines seiner Mitglieder. Insgesamt zählt der Bericht 91 Impfstoffkandidaten, die sich bis Ende August in klinischen Studien der Phasen I bis III befanden. 41 % davon adressieren Krankheiten oder Pathogene, gegen die noch kein Impfstoff zugelassen ist, 59 % sind Weiterentwicklungen bereits vorhandener Impfstoffe. Zwölf verschiedene Impfstofftechnologien sind in der Pipeline vertreten – mehr als die Hälfte der Kandidaten basiert auf mRNA-Technologie.  

Die Impfstoff-Pipeline verändere sich ständig und das sei auch gut so, betont die Präsidentin des Österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller (ÖVIH), Renée Gallo-Daniel. Jedes Jahr kommen neue Impfstoffe hinzu, andere scheiden aus der Entwicklung aus. „Wichtig und essenziell ist aber, dass es ein großes Portfolio von unterschiedlichen Impfstoffkandidaten gibt, die gegen die verschiedensten Infektionskrankheiten in Entwicklung sind.“ 

Beim Impfen gehe es heute darum, Menschen in allen Lebensphasen zu schützen, betont Sigrid Haslinger, Vize-Präsidentin des ÖVIH. Der Fokus liegt auf Erwachsenenimpfstoffen: 77 Impfstoff- und Antikörperkandidaten werden aktuell für Erwachsene oder ältere Personen getestet. In Österreich sei mit der Kostenübernahme der Pneumokokken- und Gürtelrose-Impfstoffe ein wichtiger Schritt gelungen, so Gallo-Daniel. Weitere Fortschritte seien jedoch notwendig: „So ist zum Beispiel ein Impfstoffkandidat gegen Lyme-Borreliose bereits in einem sehr fortgeschrittenen Stadium der Entwicklung. Auch das ist eine Krankheit, die in Österreich häufig vorkommt und viel Leid verursacht.“ 

Medizinisch liegt der Schwerpunkt auf Atemwegserkrankungen: Etwa 75% der Impfstoffkandidaten zielen auf Pathogene ab, die über die Luft übertragen werden. Auch Antibiotikaresistenzen werden weltweit zu einem wachsenden Problem. Während die Todesfälle aufgrund von Antibiotikaresistenzen zwischen 1990 bis 2021 bei Kindern unter fünf Jahren um mehr als 50 % sanken, stiegen jene bei Erwachsenen ab 70 Jahren um mehr als 80 % an. Der Rückgang bei Kleinkindern sei größtenteils auf den Erfolg von Impfungen im Kindesalter zurückzuführen, so der Verband. Um ähnliche Erfolge bei Erwachsenen zu erzielen, sind derzeit 17 Impfstoffkandidaten in der Pipeline, um 8 antibiotikaresistente Keime zu bekämpfen. Sieben davon sind auf der Prioritätenliste der WHO. (tab)