Novartis belässt Antibiotikaproduktion nun doch in Österreich

(c) Motivbild/Novartis

Der Schweizer Pharmakonzern Novartis belässt die Penicillinproduktion in Österreich. Das Werk in Kundl der Generikasparte Sandoz soll in den nächsten fünf Jahren um mehr als 150 Millionen Euro ausgebaut werden. Ein Drittel davon kommt von der öffentlichen Hand.

Damit Novartis nicht die Produktion nach Asien verlagert, will die öffentliche Hand dem Unternehmen mit Förderungen unter die Arme greifen. Am Montag verkündeten Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP), Sandoz-Manager Christian Pawlu und Novartis-Österreich-Chef Michael Kocher im Wiener Bundeskanzleramt das geplante Investitionspaket. Um die Sandoz-Produktion von Penicillin in Österreich zu halten, sollen 30 Millionen aus der heimischen Forschungsförderung, Investitionsprämie und vom Land Tirol fließen. Weitere 20 Millionen Euro sollen via EU-Maßnahmen (Important Projects of Common European Interest, IPCEI) finanziert werden.

Novartis hatte zuvor in Erwägung gezogen, die Penicillinproduktion im Tiroler Werk in Kundl einzustellen und nach Asien zu verlagern. Es ist bisher die letzte derartige Produktion weltweit außerhalb von Asien. Der nun fixierte Ausbau des Sandoz-Standorts soll dazu führen, dass von Tirol aus der gesamte europäische Markt mit Penicillin versorgt werden kann. Aufgrund der öffentlichen Förderungen verpflichtet sich Sandoz, die relevante Penicillin-Wirkstoffproduktion für die nächsten zehn Jahre in Europa zu halten. Sandoz-Chef Richard Saynor lobte die Zusammenarbeit der öffentlichen Hand mit dem privaten Sektor. „Antibiotika sind das Rückgrat moderner Medizin, und unser Werk in Kundl in Österreich ist die letzte verbliebene voll integrierte Antibiotikaproduktion in der westlichen Welt, in der sowohl die Wirkstoffe als auch Fertigformen hergestellt werden.“

Als starkes Signal für den Standort Österreich bezeichneten Bundeskanzler Sebastian Kurz und Tirols Landeshauptmann Günther Platter (beide ÖVP) die Entscheidung von Novartis. Lobende Worte kamen vom Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs (Pharmig): „Es kann gar nicht hoch genug geschätzt werden, dass es hier sowohl von politischer als auch von unternehmerischer Seite letztlich das gemeinsame Bekenntnis gibt, eine Abwanderung aus Österreich zu vermeiden“, sagte Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog. Für den Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) brachte die Einigung „Versorgungssicherheit und wichtige wirtschaftliche Impulse“. Die Corona-Krise habe verdeutlicht, „wie wichtig es ist, wesentliche pharmazeutische Wirkstoffe in Europa zu produzieren und damit nicht Lieferengpässen und Lieferschwierigkeiten aus dem Ausland ausgesetzt zu sein“, freut sich Sylvia Hofinger, Geschäftsführerin des Fachverbandes der Chemischen Industrie. Auch die Apothekerkammer begrüßte die Entscheidung. „Die Maßnahme hilft, die wachsende Abhängigkeit Europas von den asiatischen Ländern im Bereich der Beschaffung von Arzneimitteln und Medizinprodukten einzudämmen“, sagte Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer. (red)