Pharma-Großhändler drängen auf „faire Vergütung“

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Diese Wochen trafen sich in Brüssel die europäischen Arzneimittel-Großhändler um über aktuelle Entwicklungen zu reden. Der Präsident des heimischen Verbandes PHAGO, Andreas Windischbauer, spricht im RELATUS-Interview über die Forderungen an die künftige Regierung.

 

Die Österreichische Gesundheitskasse nimmt langsam Gestalt an – gab es schon erste Gespräche zwischen Großhandel und ÖGK?

Andreas Windischbauer: Wir sind vorbereitet und warten bewusst ab, bis die neuen Strukturen stehen und der interne Prozess abgeschlossen ist. Als Arzneimittel-Vollgroßhandel ist es wichtig, dass wir in die Planungen einer sicheren Versorgungskette eingebunden sind, weil wir den Markt sehr gut kennen und auch als einziger Akteur Österreich voll versorgen können. Der künftige ÖGK-Generaldirektor Bernhard Wurzer ist ein guter System-Kenner und damit ist die Basis für sinnvolle Gespräche geschaffen.

 

Was sind die Forderungen der PHAGO an die ÖGK und den neuen Dachverband?

Windischbauer: Wir haben einen gesetzlichen Versorgungsauftrag und liefern tagtäglich alle Arzneimittel, die Patienten brauchen, bis ins hinterste Tal Österreichs. Auch an Samstagen, Fenstertagen und nach 17 Uhr. Will der Gesetzesgeber auch künftig, dass Österreich mit Medikamenten voll versorgt wird, müssen wir das Recht bekommen, alle zur Arzneimittelversorgung notwendigen Produkte zu beziehen und eine faire Vergütung für unsere Leistung bekommen.

 

Eine Erhöhung der Spannen wird seit langem diskutiert – was wird aktuell dafür unternommen?

Windischbauer: Die Großhandelsspannen wurden zuletzt vor 15 Jahren angepasst. Die Situation hat sich mittlerweile völlig geändert. Von den 140 Millionen Arzneimitteln, die der Großhandel ausliefert, liegt die Spanne bei mehr als der Hälfte davon unter dem Wert einer Briefmarke. Teure Produkte hingegen werden immer öfter am Vollgroßhandel vorbei vertrieben. Die Mischkalkulation funktioniert nicht mehr und eine Mängel-Verwaltung, wie sie die PHAGO-Betriebe aufgrund der Lieferengpässe haben, ist sehr aufwändig. Es braucht eine Anpassung an die neuen Gegebenheiten, soll die Leistungsfähigkeit erhalten bleiben.

 

Was sind die Forderungen an die neue Regierung?

Windischbauer: Ganz klar: Eine faire Vergütung für die vollversorgende Leistung des Arzneimittel-Großhandels. Dazu brauchen wir dringend eine bedarfsgerechte Belieferung durch die Industrie, um unseren Versorgungsauftrag wahrnehmen zu können. Im Falle eines gesetzlichen Exportverbotes muss es auch ein Bezugsrecht des Großhandels wie in Deutschland geben. Das bietet zusätzliche Versorgungssicherheit durch unsere 23 Standorte in ganz Österreich. Das ist in Zeiten von Lieferengpässen ganz wichtig. (rüm)