Pharmabranche skeptisch zu Impfstoffproduktion in Österreich

Symbolbild (c) AstraZeneca

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) möchte gerne Impfstoffe wie das russische Vakzin Sputnik V rasch zulassen und dann hierzulande produzieren. Doch so einfach geht das nicht, erklärt nun die Pharmabranche.

Kurz hatte am vergangenen Wochenende gegenüber der deutschen Zeitung „Welt am Sonntag“ angekündigt, nach einer Zulassung des russischen und auch chinesischen Impfstoffs „würde Österreich ganz bestimmt versuchen, Produktionskapazitäten bei geeigneten einheimischen Unternehmen für russische oder chinesische Impfstoffe zur Verfügung zu stellen“. Die EU hat allerdings mitgeteilt, dass bisher kein Zulassungsantrag für Sputnik V gestellt worden ist. Die Industrie gibt dem Plan zudem wenig Chancen. Bis zur Produktion würden Monate, wenn nicht Jahre vergehen, zitierte das ORF-Radio Ö1 im „Morgenjournal“ am Mittwoch die Präsidentin des österreichischen Verbands der Impfstoffhersteller, Renee Gallo-Daniel. Der Gedanke sei gut, die Verwirklichung vertrackt. „Eine Impfstoffproduktion zu errichten, ist etwas sehr, sehr komplexes und dauert normalerweise mehrere Jahre, im Minimum sicher ein Jahr“, sagte Gallo-Daniel. „Und wenn man eine bestehende Produktionsstätte umrüsten will, ist es auch etwas, was sicher einige Monate dauert, weil es müssen ja die Technologien angepasst werden und es bedarf auch aller behördlichen Genehmigungen.“

Die Produktion von Impfstoffen sei hochkomplex und aufwändig, sagte auch Alexander Herzog, Generalsekretär des Verbands der pharmazeutischen Industrie in Österreich (Pharmig). Er findet die Idee von Bundeskanzler Kurz, Corona-Impfstoff in Österreich herzustellen, zwar grundsätzlich gut. Herzog geht aber auch davon aus, dass der Engpass beim Impfstoff ohnedies bald beseitigt sein wird: „Das heißt konkret, dass wir hinter Ostern oder im Mai uns sehr intensiv Gedanken darüber machen müssen, wie wir die Bevölkerung motivieren, sich impfen zu lassen, weil dann werden die Impfangebote schon sehr, sehr zahlreich zur Verfügung stehen.“ Im Mai gebe es eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass das Impfangebot die Nachfrage übersteigen könnte, betonte Herzog. (APA/red)