© Phago Die Regierung verlängert die Preisregelungen für Arzneimittel bis Jahresende 2029. Die Industrie zeigt sich in ersten Reaktionen zufrieden, fordert aber mehr.
Die Bundesregierung hat im Ministerrat eine Verlängerung zentraler Preisregelungen für Arzneimittel beschlossen. Mit dem Gesetzespaket werden das Preisband für wirkstoffgleiche Arzneispezialitäten, die Preisbildungsregel für Generika und Biosimilars sowie die Richtlinien für parallel importierte Heilmittel bis Jahresende 2029 fortgeführt. Der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs begrüßt das als wichtigen Schritt zur Stabilisierung der Medikamentenversorgung. „Diese Regelungen sichern nicht nur Versorgung und Kostenstabilität. Sie sind auch eine zentrale Voraussetzung dafür, dass in Europa weiterhin preisgünstige und zugleich lebenswichtige Medikamente nach deren Patentablauf produziert werden können“, betont Sylvia Hofinger, Geschäftsführerin des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO).
Wie wichtig die Absicherung des europäischen Pharmastandorts ist, zeigen folgende Zahlen: Die EU hängt mittlerweile zu 60 bis 80 Prozent von asiatischen Pharmaimporten ab, bereits 80 bis 90 Prozent der weltweiten Wirkstoffproduktion befindet sich in Asien – hauptsächlich in China. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, wie groß der Wettbewerbsdruck auf europäische Hersteller tatsächlich ist. „Ohne die heute beschlossenen Preismechanismen könnten europäische Hersteller mit den Kosten ihrer Konkurrenten in Fernost mit niedrigeren Sozial- und Umweltstandards nicht mithalten.“
Gerade in einem hochregulierten Markt sei ein stabiles, verständliches Preisumfeld entscheidend. Nur so könnten Unternehmen ihre Lieferketten strategisch planen, Investitionen vorbereiten und Produktionsabläufe verlässlich steuern. Der FCIO warnt deshalb davor, dass die ständige Befristung von Regelungen die dringend notwendige Planungssicherheit untergräbt. „Wenn wir die Vielfalt des Medikamentenangebots erhalten und die Versorgung dauerhaft absichern wollen, müssen wir über das Jahr 2029 hinausdenken“, stellt Hofinger klar. „Die pharmazeutische Industrie braucht langfristige Rahmenbedingungen, um Produktionskapazitäten und Lieferketten widerstandsfähig zu halten.“
Ähnlich reagiert der Pharmaverband Pharmig. „Unternehmen brauchen Planbarkeit, um ihrem Versorgungsauftrag mit Arzneimitteln nachkommen zu können. Gesetzliche Regelungen, die langfristig gelten, tragen zu einer solchen Planbarkeit bei. Wenn aber wesentliche Gesetze alle zwei Jahre neu diskutiert werden, dann schafft das Unsicherheit. Daher ist der heute gesetzte Schritt des Ministerrats zur Verlängerung entsprechender Regelungen zumindest bis 2029 positiv zu sehen“, sagt Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog. (red)