Spitäler schon jetzt am Limit

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Die Ärztekammer schlägt Alarm und stellt Forderungen an die Politik. Der Gesundheitsminister verweist auf Fortschritte bei der Gesundheitsreform.

Noch vor der Erkältungssaison häufen sich Berichte aus österreichischen Spitälern von gesperrten Betten und verschobenen Operationen. Nach Tirol und der Steiermark kommen nun die neuesten Nachrichten aus Kärnten, Wien und Niederösterreich: In den Häusern des Kärntner Krankenanstaltenbetreibers Kabeg sind aktuell 130 Betten gesperrt, was zu Verschiebungen von Eingriffen führen könnte. Als Hauptgründe nennt eine Unternehmenssprecherin gegenüber der APA die angespannte Personalsituation sowie Urlaube und Krankenstände. „Die Akutversorgung ist aber auf jeden Fall gesichert“, heißt es von der Kabeg. Vor allem der Personalmangel im Bereich Pflege würde blockieren. Knapp 50 Stellen von diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger:innen können laut Angaben des Zentralbetriebsrats derzeit nicht besetzt werden.

In den Spitälern des Wiener Gesundheitsverbundes (WiGev) sei die Personalsituation laut eigenen Angaben ebenfalls angespannt. Dort sind derzeit 949 Betten gesperrt, denen 5.492 sogenannte systemisierte Betten gegenüberstehen. 936 Betten sind aktuell (AKH ausgenommen) frei. In Niederösterreich sind laut Angaben der Landeskliniken 1.300 Betten frei – man müsse sich deshalb keine Sorgen machen. Aufgrund Personalmangels seien drei Prozent der Betten gesperrt, im April etwa seien es 3,6 Prozent gewesen. Es gäbe einen Höchststand an Beschäftigten, die Personalsuche sei trotzdem herausfordernd. Sowohl aus Niederösterreich als auch aus Wien heißt es, man bereite sich bereits auf die kommende Erkältungssaison vor. Eine steigende Anzahl an Krankenständen beim Personal sowie ein Anstieg der Corona-Infektionen würde sich bereits bemerkbar machen.

Die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) fordert aufgrund der Situation in Österreichs Spitälern nun einen die Abhaltung eines Runden Tischs mit der Politik. „Monatelange Wartezeiten auf Operationen, überfüllte Ambulanzen, Spitalspersonal am Limit – die Politik kann und darf all das den Menschen in diesem Land nicht mehr länger zumuten“, sagte ÖÄK-Vizepräsident Harald Mayer. Vorrangig sei der Punkt der Patient:innensteuerung anzugehen, denn die „völlige Wahlfreiheit der Patient:innen, welchen Punkt des Gesundheitssystems sie anlaufen, führt dazu, dass die knappen Spitalsressourcen ineffizient eingesetzt, teilweise völlig vergeudet werden“, erläutert Mayer.

Von Seiten der Ärztekammer wird außerdem eine Reduktion der Bürokratie gefordert, um Ärzt:innen zu entlasten. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) nennt die Personalsituation in den Spitälern „keine neue Herausforderung“, es brauche ein „Bündel“ an Maßnahmen, um das Problem zu lösen. Rauch verweist dabei auf die Verhandlungen im Rahmen des Finanzausgleichs: „Da sind wir auf allen Ebenen dran und die Gesundheitsreform, die jetzt in Verhandlung ist, aktuellerweise im Zuge des Finanzausgleichs, ist ebenfalls ein Baustein dazu“, versichert der Gesundheitsminister.

Um die Personalkrise in den Spitälern der Kabeg in den Griff zu kriegen, sollen unterdessen demnächst Verhandlungen mit dem Land Kärnten starten. Man wolle laut Kabeg gegenüber den anderen Bundesländern wettbewerbsfähig sein, was das Gehalt angeht. „Wobei es nicht nur um das Gehalt allein geht, sondern um die kompletten Rahmenbedingungen“, erklärt Kabeg-Zentralbetriebsrat Ronald Rabitsch mit Verweis auf den aktuellen Fall von zwei Pfleger:innen: „Sie hätten bei der Kabeg anfangen sollen, haben sich dann aber doch entschieden, in der Steiermark zu arbeiten. Denn dort erhalten sie 3.000 Euro netto als Startbonus.“ Rabitsch betont, dass schon ein oder zwei Pflegekräfte mehr oft schon entscheiden, ob auf einer Station zusätzliche Betten freigegeben werden können. (kagr/APA)