Symposium: 41 % mehr Antidepressiva bei Jugendlichen

(c) pixabay

Beim 8. Kinder- und Jugendsymposium des Dachverbands der Sozialversicherungen wurden erschreckende Zahlen zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie bekannt.

„64 % weniger Besuche beim Hausarzt, 41 % mehr Antidepressiva – Das sind zwei Eckzahlen, die zeigen, wie die Corona-Pandemie die Kinder- und Jugendgesundheit beeinflusst hat“, erklärte Peter Lehner, Co-Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger bei der Eröffnung des 8. Kinder- und Jugendsymposiums des Dachverbands der Sozialversicherungen. Expertinnen und Experten diskutierten online die Auswirkungen der Pandemie auf die Kinder und Jugendgesundheit. Lehner betonte, dass die Pandemie nicht „als singuläres Ereignis gesehen werden darf“, sondern dass Corona eine Vielzahl von Entwicklungen sichtbar macht und beschleunigt. „Corona zeigt die Schwachstellen und Defizite schonungslos auf“, unterstreicht Lehner. „Wir müssen ein verstärktes Gesundheitsbewusstsein bei den jungen Menschen schaffen. Gesundheitskompetenz gehört in die Klassenzimmer und in den Unterricht. Schulen und Kindergärten müssen eine gesunde Umgebung sein“, erklärte Lehner.

Der Vorstand der Abteilung für Kinder und Jugendliche des LKH Hochsteiermark in Leoben und Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde Reinhold Kerbl unterstrich: „Die Pandemie hat tief in die Kinder- und Jugendgesundheit eingegriffen. Weniger durch die Infektion selbst als durch Kollateralereignisse.“ Wiederholte Lockdowns, Schulschließungen und andere Kontaktbeschränkungen hätten zu eingeschränkter Versorgung geführt. „Bildungsdefizite, Impflücken, verspätete Diagnostik und Therapie, eingeschränkte Sozialerfahrungen, Bewegungsmangel und überlange Bildschirmzeiten können sich langfristig negativ auswirken“, sagte Kerbl, der „so viel Normalität wie möglich und das Nachholen von Versäumtem“ fordert.

„Wir konnten aus den bisherigen Lockdowns lernen, dass soziale Kontakte im schulischen, wie im außerschulischen Rahmen gerade für die Altersgruppe der Jugendlichen eine zentrale Stütze der seelischen Gesundheit darstellen. Diese Erkenntnis muss bei Überlegungen zur Eindämmung der Pandemie beachtet werden“, betonte Paul Plener, Leiter der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, MedUni Wien/AKH. Herwig Ostermann, Geschäftsführer der Gesundheit Österreich ergänzte: „Während Jugendliche in der ersten Phase wenig direkt betroffen waren, gibt es seit dem Vormarsch der Delta-Variante eine hohe Inzidenz in der Altersgruppe, inklusive PIMS und Longcovid.“ Caroline Culen, Klinische Gesundheitspsychologin und in der Geschäftsführung der Liga für Kinder- und Jugendgesundheit, unterstricht, dass die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, das Gesundheitsrisiko Kinderarmut sowie chancengerechte Bildung und soziale Lernerfahrungen besondere Aufmerksamkeit brauche. „Ungleichheiten werden größer, die soziale Chancengerechtigkeit verringert sich.“ (red)