Wiener Biochip als Versuchslabor für neue Arzneimittel

Eine neue, an der Technischen Universität (TU) Wien entwickelte Technologie soll die Testung von Wirkstoffen an Gewebeproben mit einheitlicher Größe und Form ermöglichen.

Mithilfe eines zum Patent angemeldeten, im Fachjournal „Advanced Science“ vorgestellten Biochips lassen sich Gewebekügelchen in genau den gewünschten Größen herstellen. Sie können durch feine Kanäle mit Nährstoffen oder Medikamenten versorgt werden, teilte die TU am Mittwoch mit. Medikamente werden zunächst in Gewebeproben getestet, bevor man damit in Tierversuche und klinische Studien geht. Dafür werden Zellen kultiviert und zu kleinen Kügelchen geformt, die einen Durchmesser von weniger als einem Millimeter haben. Laut TU gab es bisher keine zuverlässige Methode, mit der man Gewebeproben mit einheitlicher Größe und Form herstellen konnte. Weil die Gewebegröße einen direkten Einfluss auf das Verhalten von Zellen und Medikamenten hat, seien Ergebnisse unterschiedlicher Labors kaum miteinander vergleichbar.

Die Forscher um Peter Ertl vom Institut für Angewandte Synthesechemie der TU Wien stellten nach zahlreichen Experimenten einen Biochip her, auf dem zahlreiche halbkugelförmiger Zell-Behälter aufgebracht sind. Ein System von Haarröhrchen ermöglicht es dabei, unterschiedliche Halbkugeln mit unterschiedlichen Medikamenten-Konzentrationen zu versorgen. Auf einer Fläche von wenigen Quadratzentimetern entsteht so eine genau definierte, standardisierte Versuchsumgebung. Die Wissenschafter haben ihren Biochip von Beginn an auf Industrietauglichkeit ausgelegt: Tests könnten damit automatisiert, die Chips kombiniert und gestapelt werden, um in kurzer Zeit Wirkstoffe an einer großen Zahl sphärischer Zellproben zu testen. Entsprechend hätten sich Pharmafirmen bereits sehr interessiert gezeigt, heißt es seitens der TU. (red)

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