50 Jahre Österreichische Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (OeGHO)

Die OeGHO wurde 1970 gegründet. Eine Gruppe von begeisterten Hämatologen um Professor Hanns Fleischhacker (Präsident von 1970–1975) gründete die „Österreichische Gesellschaft für Hämatologie“. Das primäre Ziel war, eine Plattform der wissenschaftlichen Kommunikation zu schaffen. Mit der zunehmenden Bedeutung der medikamentösen Tumortherapie und einem internationalen Trend folgend wurde neben dem Fokus der Hämatologie nun auch der medikamentösen Behandlung solider Tumoren mehr Bedeutung gegeben. Folglich wurde 1977 unter der Präsidentschaft von Professor Alois Stacher (1975– 1981) die OeGHO auch in ihrem Namen umbenannt in „Österreichische Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie“ (die Ergänzung „medizinische“ Onkologie erfolgte erst im Jahr 2013).
Die OeGHO entwickelte sich zum Treffpunkt der wissenschaftlich aktiven österreichischen Kollegen, bot gerade den jungen Forschern eine Möglichkeit, ihre ersten Erfahrungen auf der wissenschaftlichen Bühne in einem freundschaftlichen Umfeld zu erwerben. Auf Betreiben von OeGHO-Mitgliedern gelang es 1994, den „Additivfacharzt für Hämatologie und Onkologie“ zu etablieren. Damit war auch die formale Anerkennung dieses Sonderfaches gegeben und die Ausbildung wurde entsprechend dem Rasterzeugnis detailliert abgebildet.

Professionalisierung, Teamgedanke

Unter der Präsidentschaft von Professor Günther Gastl (2008–2013) wurde die Organisation der OeGHO auf professionellere Beine gestellt, eine Geschäftsstelle wurde eingerichtet und ein Geschäftsführer, Herr Walter Voitl-Bliem, wurde angestellt. In diesen Jahren fand eine sehr emotional geführte Diskussion über die Rolle der medizinischen Onkologie im Verhältnis zur „Organonkologie“ statt. Wer darf was, wer ist wofür zuständig? Gerade durch die massive Innovation im Bereich der onkologischen Medikamente mit zunehmender Komplexität der Diagnostik und Therapie und mit der Einführung des Arbeitszeitgesetzes ist diese Diskussion heute praktisch nicht mehr gegeben.
Vielmehr ist der Teamgedanke mit Abbildung im interdisziplinären Tumorboard in den Vordergrund getreten, „gemeinsam sind wir besser“. Prof. Gastl hat damals die Brücke zur deutschen Fachgesellschaft (DGHO) weiter ausgebaut. Die gemeinsamen Leitlinien (Onkopedia) zeigen mit siebenstelligen Zugriffszahlen, dass wir damit einen wichtigen Beitrag für eine qualitätsorientierte Patientenversorgung leisten, die gemeinsame Jahrestagung hat sich zum wichtigsten Krebskongress im deutschsprachigen Raum entwickelt. In einer nächsten Stufe haben wir die „Onconovum Academy“ gegründet. Ziel war es, mit einer höchst professionellen Organisation und Serviceeinrichtung die Qualität von Fortbildungsveranstaltungen weiter zu verbessern, gleichzeitig aber auch durch zertifizierte Kurse ein Angebot für die auszubildenden Ärzte zu haben.

Aktive und lebendige Gesellschaft

Professor Hellmut Samonigg, der gemeinsam mit Prof. Gastl viele der oben dargestellten Entwicklungen initiiert hatte, leitete die OeGHO von 2013–2017.
Er initiierte die sehr erfolgreiche „Don’t smoke“-Kampagne, die letztlich auch zum gesetzlichen Rauchverbot in öffentlichen Bereichen führte. Es ist die grundsätzliche Frage, ob eine Fachgesellschaft zu gesundheitspolitischen Themen Position beziehen und diese auch in der Öffentlichkeit vertreten soll. Diese Frage wurde in einer 2019 durchgeführten Mitgliederbefragung klar mit „Ja“ beantwortet. Die OeGHO hat sich in den 50 Jahren ihres Bestehens zu einer sehr aktiven und lebendigen Gesellschaft entwickelt. 800 Mitglieder, eine Frühjahrestagung mit fast 1.000 Teilnehmern und dabei 100 Vortragenden und Vorsitzenden, eine gemeinsame Jahrestagung mit den anderen deutschsprachigen Fachgesellschaften mit mehr als 6.000 Teilnehmern, Onkopedia mit über 1,6 Millionen Zugriffen pro Jahr und die Onconovum Academy geben ein klares Zeugnis dafür ab.

Wo geht der Weg hin?

Die Welle an Innovationen und der enorme Wissenszuwachs in der Hämatologie und medizinischen Onkologie bedingen, dass wir auch die Versorgungsstrukturen an die geänderten Bedürfnisse anpassen müssen. Investition in die Ausbildung und Entwicklung von Expertenstrukturen, der Ausbau von Digitalisierung und Netzwerkstrukturen sowie die verstärkte Durchführung von klinischen Studien sind notwendige Maßnahmen, um die Qualität der Versorgung auch in der Zukunft sicherstellen zu können. Es sind die vielen Mitglieder unserer Fachgesellschaft, die für ihre Leidenschaft brennen und sich den großen Herausforderungen der Zukunft stellt.

 

 

 

 

Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum!

2020 feiern wir mit großer Freude das 50-jährige Bestehen der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (OeGHO)! Dieses Jubiläum haben wir zum Anlass genommen, in einer Reihe von Artikeln durch prominente Vertreterinnen und Vertreter unseres Faches die Geschichte und Entwicklung der OeGHO und die persönlichen Meilensteine in einigen Indikationen zu skizzieren und aufzubereiten. Die Lektüre der Beiträge in dieser Ausgabe von SPECTRUM Onkologie führt auf beeindruckende Weise vor Augen, dass es unserer Fachgesellschaft in den ersten 50 Jahren ihres Bestehens gelungen ist, durch unterschiedlichste Aktivitäten ihrer Vision gerecht zu werden, nämlich im Interesse von PatientInnen und Angehörigen die Information von Betroffenen zu verbessern und die Betreuung von PatientInnen mit Krebs- und Bluterkrankungen von der Prävention über die Früherkennung und Diagnose bis hin zur Behandlung und Nachsorge zu optimieren. So werden die diesjährigen Feierlichkeiten zum Jubiläum der OeGHO nicht nur die großen Leistungen der österreichischen HämatologInnen und OnkologInnen bei der bisherigen Entwicklung unseres Faches würdigen, sondern auch eine Inspiration für die nachfolgende Generation sein, diese in höchstem Maße erfolgreiche Arbeit fortzuführen!

Univ.-Prof. Dr. Matthias Preusser
Herausgeber

Leiter Klinische Abteilung für Onkologie,
Universitätsklinik für Innere Medizin I,
Medizinische Universität Wien