Editorial 3/20

Liebe Leserinnen und Leser!

Ich hoffe, Sie konnten einen einigermaßen erholsamen Urlaub genießen! Und kaum waren wir noch mit der coronabedingten, etwas durcheinandergewirbelten Urlaubsplanung beschäftigt, schon zeigen sich die ersten Herbstzeichen in der Natur, und wir sehen mit kritischer Erwartung den bevorstehenden Entwicklungen dieser Pandemiekrise im diesjährigen Herbst entgegen. Wird es eine zweite Welle geben? Wann kommt die Impfung? Wird diese sicher sein? Viele Fragen!

Da bietet es sich förmlich an, die durch die reihenweise abgesagten Präsenzveranstaltungen entstandene Fortbildungslücke mit der Lektüre von SPECTRUM Urologie aufzufüllen! Am Focus dieses Heftes kann man sehr schön die fast schon unheimliche, rasche Entwicklung der Therapieansätze beim Blasenkarzinom erkennen. Ihr besonderes Augenmerk möchte ich auf die Tatsache lenken, dass vor allem junge Kolleginnen und Kollegen die Verfasser der Artikel sind, was uns mit großer Zuversicht und auch mit ein wenig Stolz erfüllt! Dieser erfreuliche Trend wird auch in der nächsten Ausgabe von SPECTRUM Urologie (4/20) durch die Vorstellung der „Young Academic Urologists“ im Rahmen der Europäischen Gesellschaft für Urologie (EAU) unterstrichen.

Es macht doch wirklich Freude, dieses Heft in Händen zu halten und getrost abseits aller Mundnasenschutzmasken und Abstandsregeln die medizinischen Neuigkeiten in vielen Bereichen der Urologie und Andrologie zu lesen! Meinen Sie nicht?!

Wir werden uns jedenfalls bemühen, Ihnen auch in Zukunft übersichtliche und sorgfältig aufbereitete Informationen über die Neuerungen in der Urologie und darüber hinaus zur Verfügung zu stellen.

Mit den besten Wünschen für Ihre Gesundheit und eine spannende Lektüre des SPECTRUM Urologie verbleibe ich

Ihr Dr. Karl Dorfinger

 


 

Dr. Karl Dorfinger erwähnte bereits die rasche Entwicklung der Therapieansätze beim Blasenkarzinom. Es gilt daher insbesondere OÄ Dr. med. Jozefina Casuscelli, Leiterin der Uro-onko­logischen Tagesklinik, Urologische Klinik und Poliklinik des Klinikums der Universität München (Direktor: Prof. Dr. med. Christian Stief), großer Dank! Sie hat ein für Kliniker und niedergelassene Ärzte inhaltlich höchst spannendes Konzept für den Schwerpunkt erarbeitet und Top-Experten und -Expertinnen für die einzelnen Beiträge gewinnen können. Die Beitragsserie ist höchst interessant; am Puls der Zeit bei einem Karzinom, das über Jahrzehnte ein stiefmütterliches Dasein fristete. Wir haben viel gelernt, etwa dass es sinnvoll ist, das Urothelkarzinom des oberen Harntraktes (UTUC) als eigenständiges Krankheitsbild vom Urothelkarzinom der Blase abzugrenzen und dementsprechend zu behandeln.

In verschiedenen Krankheitsstadien des Blasenkarzinoms sowie auch beim UTUC laufen eine Vielzahl an Studien, bzw. es wurden relevante Daten veröffentlicht, wie etwa jene der POUT-Studie (Birtle et al., Lancet 2020), welche die größte multizentrische, prospektive und randomisierte Phase-III-Studie zur Wirksamkeit einer adjuvanten Chemotherapie nach Nephroureterektomie bei UTUC-Patienten darstellt. Wir warten gespannt auf die Gesamtüberlebensdaten.

Unsere Abteilung nimmt an der Phase-II-Studie URANUS („Neo-adjUvant veRsus AdjuvaNt chemotherapy in upper tract Urothelial carcinoma: A feaSibility phase II randomized clinical trial“) der European Uro-Oncology Group (EUOG) teil: neoadjuvante vs. adjuvante Chemotherapie bei UTUC.

Die Vielzahl an Studien beim Blasenkarzinom und UTUC stimmen für die Zukunft hoffnungsvoll, weniger tut dies die für die Behandlung des nichtinvasiven Blasenkarzinoms vorherrschende BCG-Knappheit – diese Knappheit wird uns über die nächsten Jahre begleiten. Es wird nach Alternativen gesucht, Studien laufen. SPECTRUM Urologie bleibt am Ball.

Prim. Dr. Wolfgang Loidl