Brief des Herausgebers 7/20

Liebe Leserinnen und Leser! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Seitdem Professor Herbert Braunsteiner 1969 in Innsbruck die 1. Jahrestagung unserer Österreichischen Gesellschaft für Innere Medizin organisierte und leitete, kam es nur einmal vor, dass es ein Jahr ohne Tagung gab, und das war 1970. Warum der damalige Präsident, Professor Karl Fellinger, keine Tagung ansetzte, wissen wir heute nicht. Leider wissen wir allzu gut, warum es heuer, genau 50 Jahre später, keine Jahrestagung gibt: COVID-19. Der verhinderte Kongresspräsident 2020, Professor Peter Fickert, schildert sehr schön in seinem Editorial, was hätte sein können, wo die Gesellschaft in dieser Zeit steht und was uns bewegt (Seite 7).

Zusehends lernen wir, mit COVID-19 zu leben – Dr. Lothar Fiedler, unser Fachgruppenobmann, beschreibt in dieser Ausgabe sehr kritisch die Lehren aus der Pandemie für das Gesundheitswesen (Seite 12). Die medizinische Literatur zu COVID-19 ist sprunghaft im Ansteigen, und es gibt reichlich Möglichkeit, in klinischer Forschung vielen Fragen nachzugehen. Natürlich steht die Lunge bei dieser Infektion im Vordergrund, aber jedes andere Organsystem kann auch betroffen sein, und es ist z. B. verblüffend, was in diesem Zusammenhang schon alles in der Gastroenterologie und Hepatologie publiziert wurde. Vom Gehirn gar nicht zu reden.

Statt der üblichen Kongress-Sondernummer gibt es heuer ein „Hybrid“ aus Beiträgen zu bei der ÖGIM geplanten Vorträgen – zusammengestellt von Professor Fickert – sowie Beiträge zu anderen aktuellen und internistisch interessanten Themen.

In den letzten Jahren haben wir in Deutschland den zunehmenden ökonomischen Druck gesehen, der die Praxis der Medizin besonders an großen Kliniken und Schwerpunktkrankenhäusern beeinflusst. Der Ärzte-Codex, den unser Präsident, Professor Gert Mayer, vorstellt, ist ein deutliches Signal gegen solche Tendenzen.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Spätsommer mit möglichst weiterer Normalisierung und „grüner Corona-Ampel“ in Ihrem Bezirk, und wir hoffen auf eine Jahrestagung 2021 im üblichen Stil.