Difficult-to-treat-Infektionen

Es ist die Kalenderwoche 22, und die Zahl der in der Klinik Donaustadt, Wien, stationär behandelten COVID-19-Patienten ist von knapp 90 auf unter 10 gefallen – die Tendenz ist weiter rückläufig. Die Durchimpfungsrate des Personals liegt bei circa 80 %, und die zur Unterstützung der Behörden benannten Epidemie-Ärzte stellten ihre Tätigkeit ein. Es wird Zeit, die Nicht-COVID-Medizin wieder zu starten.

Schwerpunkte dieser Ausgabe sind aus unterschiedlichsten Gründen Difficult-to-treat-Infektionen. Rezidivierende Harnwegsinfekte, relapsierende Clostridium-difficile-Diarrhö und schlechtheilende diabetische Fußulzera verursachen persönliches Leid und konsumieren Ressourcen unseres Gesundheitssystems.

Der aktuelle Trend der Resistenzentwicklung bei Erregern von ambulanten Harnwegsinfekten (Stichwort: ESBL-Bildner) führte zu einer dramatischen Einschränkung der Therapieoptionen im extramuralen Bereich. Was im Spital durch intravenöse Therapie ohne großen Aufwand ausbehandelt werden kann, ist in der Praxis des Hausarztes ein therapeutisches Dilemma. Wer hätte vor 15 Jahren gedacht, dass Nitrofurantoin Eingang in alle Guidelines finden wird?

Im Management der relapsierenden Clostridium-Diarrhö lernten wir, zwischen „Gesundwerden“ und „Gesundbleiben“ zu unterscheiden. Eine erhebliche Zahl von Patienten erleidet nach initialer Besserung der Symptome Rückfälle; wie man primär präventiv oder spätestens beim Relaps die antimikrobielle Therapie modifizieren kann oder additiv monoklonale Antikörper einsetzt, ist aktuell in Diskussion.

Die hyperbare Sauerstofftherapie bei anaeroben Mischinfektionen wie dem diabetischen Fußulkus ist eine bekannte Möglichkeit, bei diesen schwer zu therapierenden Infekten einen zusätzlichen Gewinn für den Patienten zu erzielen. Die Vermeidung von Amputationen ist für die Lebenserwartung dieser Patienten essenziell. Leider ist die Verfügbarkeit der Methode limitiert.

Last-but-not-least-Neuigkeiten von der Pharmaindustrie: Cefiderocol (Fetcroja®), ein Eisenfängercephalosporin, sollte – wenn man die Kombinationscephalosporine mitzählt – ein Vertreter der 7. Cephalosporingeneration sein. Die Vorteile ergeben sich durch die Wirksamkeit auch bei carbapenemresistenten Erregern, Stichwort: 4MRGN-Isolate. Die Substanz ist wie alle Laktame in der Anwendung einfach und gut verträglich, wie erste Erfahrungsberichte belegen. Der Nachteil ist der stolze Preis und – was wesentlich unangenehmer ist – der Umstand, dass auch mit dieser Substanz nicht alle MRGN erwischt werden. Jedes Isolat muss vor der Anwendung ausgetestet werden. Aber immerhin ist das ein neues Wirkprinzip für Hospitalismuskeime.