Editorial

Liebe Kollegen,

es freut mich sehr, Ihnen mit dieser Sonderbeilage einen Überblick über aktuelle und innovative Therapieformen in der Pneumologie bieten zu können.

Die Phänotypisierung bei Patienten mit COPD steht (im Gegensatz zum Asthma bronchiale) noch am Anfang, gewinnt aber zunehmend an therapeutischer Relevanz. Auch der Einsatz von inhalativen Kortikosteroiden (ICS) ist bei COPD nur bei einer Subgruppe von Patienten (ausgeprägte Exazerbationsanamnese, ≥ 300 eosinophile Granulozyten pro µl Blut) indiziert, das Rückgrat der Pharmakotherapie bilden Bronchodilatatoren. Bei COPD-Patienten mit fortgeschrittenem Lungenemphysem stellt die endoskopische Lungenvolumenreduktion eine in den Leitlinien verankerte Therapieoption dar. Die hierbei zu unterscheidenden Techniken (Ventiltherapie, Coil-Therapie, bronchoskopische Thermoablation) variieren hinsichtlich Wirkungsmechanismus, Abhängigkeit von der interlobären Kollateralventilation, Reversibilität und Komplikationsspektrum. Für die Auswahl der Technik sowie für deren Erfolg ist eine präzise Patientenselektion entscheidend.

Mit dem rezenten Update der von der Global Initiative for Asthma (GINA) herausgegebenen Leitlinien zur Diagnostik, Einteilung und Therapie des Bronchialasthmas ergibt sich die bedeutendste Änderung im Management der Erkrankung seit 30 Jahren: Eine alleinige Bedarfstherapie mit kurzwirksamen Beta-2-Sympathomimetika (SABA) als Basistherapie wird ab dem zwölften Lebensjahr aus Sicherheitsgründen nicht mehr empfohlen, alle Patienten sollen stattdessen – symptomgetrieben oder als regelmäßige Erhaltungstherapie – mit ICS behandelt werden. Patienten mit mildem Asthma sollten von Anbeginn an mit ICS therapiert werden, entspricht dies doch einer sicheren und krankheitsadaptierten Behandlungsstrategie. Obwohl auch bei schweren Asthmatikern die korrekt und konsequent durchgeführte inhalative Therapie als Grundpfeiler der Behandlung gilt, kann es bei diesen Patienten trotz Mittel- bis Hochdosis-ICS + LABA zu einer unzureichenden Asthmakontrolle kommen. Abhängig vom Phänotyp (T2-high vs. T2-low asthma) bietet sich für dieses Patientenkollektiv eine zielgerichtete Therapie mit monoklonalen Antikörpern an. Diese Antikörpertherapie resultiert bei einem Großteil der Patienten in einer deutlichen Verbesserung der Asthmakontrolle, der Exazerbationsrate und der Lungenfunktion.

Spannende Neuerungen betreffen auch die pulmonale Hypertonie (PH), für die sich basierend auf den Nizza Proceedings 2018 neue hämodynamische Definitionen ergeben. Die wichtigste Änderung betrifft den mittleren pulmonal-arteriellen Druck (mPAP) für die PH-Diagnose, der von ≥ 25 auf > 20 mmHg gesenkt wird. Bei der pulmonal-arteriellen Hypertonie (PAH) kommt der Risikostratifizierung eine immer größere Rolle zu, zudem profitieren die meisten PAH-Patienten von einer Kombinationstherapie. Für operable Patienten mit chronisch thromboembolischer pulmonaler Hypertonie (CTEPH) gilt die Pulmonalisendarteriektomie als Standard, bei inoperablen Patienten bieten sich eine medikamentöse Therapie und die Ballonangioplastie an.

Bei der cystischen Fibrose steht seit 2012 mit den CFTR-Modulatoren (Korrektoren und Potentiatoren) erstmals eine kausale Therapie­option zur Verfügung. Rezent wurde bei der FDA eine neue Triple-Therapie bestehend aus zwei Korrektoren und einem Potentiator zugelassen, die bei Patienten mit einer F508del- und einer Minimal-Function-Mutation zu einer statistisch signifikanten Verbesserung der Lungenfunktion und zu einer statistisch signifikanten Reduktion von Exazerbationen führte. Diese neue Therapieoption wurde bei der EMA bereits zur Zulassung eingereicht.

Da die Bedürfnisse von Patienten mit idiopathischer Lungenfibrose (IPF) sehr variabel sind und sich im Krankheitsverlauf ändern, ist das Management der Erkrankung sehr herausfordernd. Das Behandlungskonzept der IPF in fortgeschrittenem Stadium, welches die Bedürfnisse der Patienten in den Vordergrund stellt, ist stets multidisziplinär und individualisiert und beinhaltet antifibrotische Therapien, Lungenrehabilitation und die Integration palliativer Maßnahmen zum verbesserten Symptommanagement.

Die bisherigen Erfolge der Immunonkologie haben einen Paradigmenwechsel in der Therapie des Bronchialkarzinoms eingeleitet, gilt die Immuntherapie (als Monotherapie oder in Kombination mit Standardchemotherapie) doch sowohl in lokal als auch in fernmetastasierten Stadien als etablierter Standard.

Das Programm der in diesem Jahr bereits zum 43. Mal stattfindenden Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP), zum dritten Mal gemeinsam mit der Österreichischen Gesellschaft für Thoraxchirurgie (ÖGTC) organisiert, war heuer besonders interdisziplinär und interprofessionell ausgerichtet. Dies verdeutlichte die im klinischen Alltag immer wichtiger werdende gute Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen und Berufsgruppen zum Wohle der Patienten. Obwohl E-Zigaretten immer mehr auf dem Vormarsch sind und Monat für Monat neue Modelle und Spielarten am Markt erscheinen, belegt die Datenlage unmissverständlich, dass das gesundheitliche Gefahrenpotenzial weit größer als angenommen ist. E-Zigaretten sind auch für Schwangere keinesfalls als Alternative zu Tabak-Zigaretten zu sehen. Das Therapiekonzept der bronchialen Thermoplastie war längere Zeit in Vergessenheit geraten, zeigt sich nun aber bei schweren Asthmatikern mit FEV1 < 60 % als wirksame Option, wenn trotz optimaler medikamentöser Therapie und Compliance keine Symptomkontrolle zu erreichen ist.

UNIVERSUM INNERE MEDIZIN und ich bedanken uns bei allen Autoren und wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen!

Ihr

Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Pohl