Editorial zu Focus Infektiologie

Reisemedizin hat immer noch den Beigeschmack von Regenwald, Safari in Afrika, Stechmücken und Malaria. Auslandsreisen gehören aber heutzutage zum Alltag vieler Menschen, Mobilität – insbesondere per Flugzeug – ist oft Teil eines Jobprofils. Während es selbstverständlich ist, sich vor Antritt einer Urlaubsreise nach Schwarzafrika über die nötigen Maßnahmen zur Prävention der Malaria zu informieren – darauf wird in einem Beitrag dieser Ausgabe auch eingegangen – und eine adäquate Reiseapotheke zu packen, denkt man kaum an Vorbeugung, wenn man einen innereuropäischen Business-Class-Flug unternimmt. Dabei vergisst man, dass Flugreisen ein Risikofaktor z. B. für Erkrankungen der Atemwege inklusive Influenza sind. Dazu kommt, dass Influenza nur in den gemäßigten Klimaten eine saisonale Erkrankung ist, in den äquatornahen Regionen aber ganzjährig vorkommt. Des Weiteren gehören Masern, Meningokokken und Pneumokokken zu den durch Tröpfchen übertragbaren Erregern, die in der Enge der Sitzreihen und bei ausreichend langer Kontaktzeit, d. h. Flugdauer von 4–6 Stunden, akquiriert werden können.
Risikoreisende: Ältere Menschen, chronisch Kranke, Schwangere und kleine Kinder stellen als „Reisende“ eine neue Herausforderung dar – wobei sich bei diesen Gruppen die Frage stellt, inwieweit ein „Risikoreisender“ tatsächlich an einer Safari oder einem Himalajatrecking teilnehmen muss; Reisen im Allgemeinen werden sich auch für diese Gruppe nicht vermeiden lassen.
Zuletzt sollte man nicht vergessen, dass Tropenkrankheiten nicht zwingend nur in den Tropen vorkommen müssen. Dabei wäre an Denguefieber auf Madeira oder das West-Nil-Virus in den Großstädten Nordamerikas zu denken. Für die Änderung der Ausbreitungsmuster scheint die globale Erwärmung eine Rolle zu spielen, Erreger und Überträger folgen dem Temperaturanstieg.

OA Dr. Oskar Janata