Hydrochlorothiazid und Hautkrebs – Mahnung zur Vorsicht

Zwei retrospektive dänische Studien zeigten, dass hohe kumulative Dosen von Hydrochlorothiazid (> 50 mg) mit einer Erhöhung des Risikos von Nicht-Melanom-Hautkrebs (nicht aber von Melanom) assoziiert ist. Das Risiko für das Plattenepithelkarzinom war dabei nur gering, jenes für das Basaliom vernachlässigbar erhöht. Einige wesentliche Limitationen der Studien seien kurz erwähnt: (1) Statistische Assoziationen aus Beobachtungsstudien sind nicht zwingend kausal. Hypertonie ist oft mit anderen Risikofaktoren wie Rauchen oder Sonnenexposition assoziiert, die das Krebsrisiko ebenfalls erhöhen. Allerdings kann Hydrochlorothiazid zu einer Photosensibilisierung der Haut führen, ein Kausalzusammenhang ist also denkbar; (2) Eine kumulative Dosis von 50 mg wird nur erreicht, wenn Hydrochlorothiazid über einen sehr langen Zeitraum eingenommen wird (> 10 Jahre), die Ergebnisse gelten also nur für Patienten unter Hydrochlorothiazid-Langzeittherapie; (3) Blutdrucksenkende Medikamente verlängern das Leben und damit die Zeit, in der Krebs entstehen kann; (4) Die dänische Bevölkerung ist eher hellhäutig und Menschen mit heller Haut haben ein höheres Hautkrebsrisiko. Zudem fehlen in den Studien Informationen zur genetischen Veranlagung (z. B. Mutationen) und zur Exposition gegenüber UV-Strahlung, die bekanntlich die Hauptrisikofaktoren für alle Hautkrebserkrankungen sind.

Trotz der genannten Limitationen sollten diese neuen Daten in der täglichen klinischen Praxis berücksichtigt werden. Da das Risiko vor allem bei Hydrochlorothiazid-Langzeittherapie erhöht ist, erscheint bei jungen Patienten die Gabe alternativer Medikamente zur Blutdruckeinstellung sinnvoll. Bei Patienten mit einem Plattenepithelkarzinom in der Krankengeschichte, mit familiärer oder genetischer Veranlagung für Hautkrebs sowie bei Patienten unter immunsuppressiver Therapie, sollte Hydrochlorothiazid vorsichtshalber gemieden werden. Für die meisten Patienten gibt es aber keinen Grund Hydrochlorothiazid abzusetzen, denn das Hautkrebsrisiko ist – verglichen mit den Risiken einer unbehandelten Hypertonie – vernachlässigbar.

Generell sollten Nutzen und Risiko von Hydrochlorothiazid individuell abgewogen werden. Bei Patienten, die eine Hydrochlorothiazid-Verschreibung erhalten, sollte die Haut regelmäßig vom Hautarzt kontrolliert werden. Weiters wird die Verwendung eines UV-Schutzes empfohlen, um alle Hautkrebsarten zu verhindern – das gilt im Übrigen auch für Personen bzw. Patienten, die nicht mit Hydrochlorothiazid behandelt werden.