KOMMENTAR: WARFASA-Studie

Acetylsalicylsäure (Aspirin, z. B. Thrombo ASS®) hatte zur Prophylaxe der Venenthrombose in Österreich nie einen relevanten Stellenwert. Grund dafür ist, dass sich Aspirin als nur geringfügig effektiv erwiesen hat und wesentlich wirksamere Medikamente (Heparin, Vitamin-K-Antagonisten) verfügbar sind. Dies bezieht sich jedoch auf Patienten mit einem verhältnismäßig hohen Thromboserisiko wie z. B. nach Operationen oder in der Akutphase der Venenthrombose oder Lungenembolie. Das Rezidivrisiko nach venöser Thromboembolie ist in den ersten Wochen und Monaten am höchsten und nimmt mit der Zeit ab. Bei Patienten mit Venenthrombose oder Lungenembolie hat sich Aspirin im Vergleich zu Placebo nun doch als effektiv und auch sicher in der Prävention von Rezidivereignissen erwiesen, vorausgesetzt die Patienten erhielten zu Beginn eine intensive Behandlung mit Heparin und Vitamin-K-Antagonisten.
Die Ergebnisse der WARFASA-Studie wurden rezent durch eine zweite interventionelle Studie, die in Australien durchgeführt wurde, bestätigt. In dieser Studie (ASPIRE) wurden 822 Patienten mit Venenthrombose oder Lungenembolie nach einer Phase einer zumeist mindestens 6-monatigen Antikoagulantientherapie randomisiert in eine Gruppe, die Aspirin 100 mg erhielt, und in eine Placebogruppe.* Die Häufigkeit des Auftretens des kombinierten Endpunktes venöse Thromboembolie, Myokardinfarkt, zerebraler Insult und kardiovaskuläre Mortalität wurde durch Aspirin signifikant um 34 % gesenkt (p = 0,01). Einen Unterschied in der Rate an schweren oder nicht-schweren, aber klinisch relevanten Blutungen gab es zwischen den beiden Gruppen nicht (0,6 %/Jahr mit Placebo vs. 1,1 %/Jahr mit Aspirin, p = 0,22).
Die Ergebnisse von WARFASA und ASPIRE zeigen, dass Aspirin durchaus einen Stellenwert in der Langzeitprophylaxe von Rezidivereignissen bei Patienten mit venösen Thromboembolien erlangen könnte. Eine kombinierte Analyse der beiden Studien zeigte eine hochsignifi­kante Reduktion des Risikos von großen vaskulären Ereignissen durch Aspirin um 34 % (p = 0,002). Ein besonderer Aspekt dabei ist, dass mit Aspirin eine einfache und kostengünstige Behandlung gegeben ist. Patienten mit venöser Thromboembolie, die zusätzlich Risikofaktoren für eine arterielle Verschlusskrankheit aufweisen, erscheinen besonders für eine Langzeitbehandlung mit Aspirin geeignet.

* Brighton T.A., N Engl J Med 2012; 367:1979-87