Schnittstelle Schlaflabor – Diagnostik schlafbezogener Atemstörungen

So ist das Schlaflabor umso mehr auf eine breite interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie eine enge Kooperation mit den eigenen Zuweisern angewiesen. Die Beratung von Patienten darf neben alldem nicht zu kurz kommen. Trends und Entwicklungen werden auch 2012 nicht vor unseren Türen haltmachen. Vor allem bei Patienten mit Heimbeatmung zeigt sich: zeitgemäße Geräte bringen häufig ein klares Plus an Beatmungskomfort und sind inzwischen außerordentlich handlich.

Auch schlafbezogene Bewegungsstörungen im Fokus

Die Berührungspunkte des pneumologisch orientierten Schlaflabors mit anderen Fachgebieten sind selbst bei guter Vorselektion durch die Zuweiser vielfältig. Fast immer sind es die Symptome Tagesmüdigkeit, gestörte Schlaf­qualität oder Schnarchen, die Patienten letztlich ins Schlaflabor führen.

Die diagnostische Polysomnografie klärt neben der entscheidenden Frage „Liegt eine behandlungsbedürftige Schlafatemstörung vor?“ eine Vielzahl weiterer relevanter Aspekte. So rücken beispielsweise periodische Beinbewegungen vermehrt in den Focus unseres Interesses. Schlafbezogene Bewegungsstörungen sind durch einfache stereotype Bewegungen, die grundsätzlich jeden Muskel des Körpers betreffen können, charakterisiert. Das Restless Legs Syndrom (RLS) geht mit stereotypen, nicht-intentionalen Beinbewegungen im Schlaf und einem unangenehm empfunden Bewegungsdrang vor allem am Abend einher. Dies kann neben Ein- und Durchschlafstörungen zu Missempfindungen wie Kribbeln oder Schmerzen der betroffenen Extremitäten führen. Die Diagnose des RLS bleibt eine klinische Zusammenschau: Periodische Beinbewegungen sind nicht für das Vorliegen eines RLS spezifisch, umgekehrt zeigen etwa 20 % aller RLS-Patienten keine oder nur wenige Bewegungen in der Polysomnografie.

Diagnosekriterien (nach: S3-Leitlinie „Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen“ der DGSM) sind:

• Bewegungsdrang der Beine
• Auftreten oder Verschlechterung der Symptome in Ruhe
• Minderung des Bewegungsdrangs durch Umherlaufen
• Betonung der Symptome abends oder nachts
unterstützende Kriterien:
• Ansprechen auf dopaminerge Therapie
• periodische Beinbewegungen
• positive Familienanamnese

In der Polysomnografie fallen ein verzögertes Einschlafen (Schlaflatenz) und eine fragmentierte Schlafarchitektur mit vermehrtem Leichtschlaf (Stadium 1) auf. Besteht der Verdacht auf ein RLS, ist eine Vorstellung beim Facharzt für Neurologie angezeigt. Eine Bestimmung des Serum-Ferritins ist obligat, da die Erkrankung sekundär durch einen Eisenmangel verursacht werden kann. Neben dem RLS ist auf die Differenzialdiagnose Periodic Limb Movement Disorder (PLMD) zu achten. Diese beschreibt einen nicht erholsamen Schlaf mit Schlaffragmentierung durch repetitive Bewegungen der Extremitäten, die nicht durch eine andere Schlafstörung erklärt werden können.

Service und Komfort für Menschen mit Heimbeatmung

Die Zeiten schwerer, lauter und monströser Heimrespiratoren ist endgültig vorbei. Handliche Geräte mit guter Leistung sind sowohl für CPAP- als auch in zunehmender Zahl für eine Bi-Level-Beatmung breit verfügbar. Umgekehrt sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Geräte der ersten Generation endgültig ausgeschieden und gegen zeitgemäße Respiratoren getauscht worden. Für den Einzelnen bedeutet das neben einer Gewichtsersparnis von einigen Kilogramm auch den Zugang zu aktuellen Komfortfunktionen wie der endexspiratorischen Druckentlastung sowie in der Regel ein deutlich niedrigeres Geräuschniveau. Dementsprechend haben sich auch die Anforderungen an das pneumologisch orientierte Schlaflabor in Hinblick auf die Beratung rund um eine geplante Beatmungseinstellung gewandelt: Fragen wie „Kann ich mit diesem Gerät auf Flugreisen gehen?“ oder „Ich wünsche mir ein besonders leises Gerät“ sind heute häufige Themen im Gespräch mit Patienten. Auch das Sortiment an Masken für die nicht-invasive Heimbeatmung mit durchdachten Eigenschaften und neuen Materialien findet stetig Erweiterung. Eines ist aber beim Alten geblieben: eine sorgfältige Maskenanpassung entscheidet oft über Erfolg oder Scheitern einer Beatmungstherapie und eierlegende Wollmilchsäue gibt es nicht. So bleibt auch die „Universalmaske“ eine ferne Wunschvorstellung – jede Maske ist so gut, wie sie zum Gesicht des Patienten passt. Immer wieder drängt sich der Vergleich mit dem Kauf von Schuhen auf. Ein passendes Paar zu finden kann etwas Zeit und Beratung in Anspruch nehmen. Gut passende Schuhe wird aber jeder gerne tragen – genauso wie eine gut passende CPAP-Maske.

Mehr als Suche nach Apnoen und Entsättigungen

Im Schlaflabor laufen im wahrsten Sinne des Wortes viele Fäden zusammen – nicht selten gelingt in der Vielfalt der erhobenen Befunde die Erstdiagnose einer bislang unbekannten Erkrankung. Das macht das Schlaflabor zu einer bislang unterschätzten Schnittstelle im Patientenmanagement. Für das Team bedeutet dies die Verantwortung, neben dem Blick aufs Wesentliche, der Diagnostik schlafbezogener Atmungsstörungen, auch Nebenbefunde aus Labor, Blutgasanalyse, EKG und den Konsiliarbefunden zusammenzuführen. So bietet eine Polysomnografie etwa eine rhythmologische EKG-Kontrolle, die in vielen Beziehungen einem Holter-EKG nahekommt, und nicht selten kann etwa ein noch nicht bekanntes Vorhofflimmern dingfest gemacht werden. Letztlich schafft der regelmäßige, bei heimbeatmeten Patienten mindestens jährliche Kontakt eine gewisse Konstanz in der medizinischen Versorgung. Eine intensive Zusammenarbeit mit anderen Fachrichtungen ist essenziell.

Schlafapnoe und Herzinsuffizienz

Sowohl die zentrale als auch die obstruktive Schlafapnoe kommen gehäuft bei Menschen mit Herzinsuffizienz vor. Umgekehrt zeigen Personen mit Schlafapnoe ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. Nicht bei jedem Patienten ist klar, was zuerst da war. Heute wird angenommen, dass es in der Nacht zu subklinischen kardialen Dekompensationen mit Lungenödem und einer Störung der am Atemantrieb beteiligten Rezeptoren kommt. Das Lehrbuchbeispiel für diese Situation ist die Cheyne-Stokes-Atmung des Herzinsuffizienten. Dennoch sprechen klinische Daten dafür, dass die zentral bedingten Formen der Schlafapnoe (Atemantriebsstörungen) nur etwa ein Drittel, die obstruktive den erheblichen Rest der Schlafatemstörungen bei Herzinsuffizienten ausmachen. Nicht zuletzt spielen hier gemeinsame Risikofaktoren, allen voran das Übergewicht eine Rolle. Wünschenswert für die Abklärung und Versorgung dieser noch wenig bekannten Risikogruppe für Schlafatemstörungen ist eine ­vermehrte Aufmerksamkeit der beteiligten Kliniker und frühzeitige Zuweisung in ein Schlaflabor.