Schluss mit unmündig

Die Zeit der unmündigen Patienten ist längst vorbei. Patienten bringen sich bei medizinischen Behandlungen stärker ein und wollen sogar eine Rolle in der Entwicklung von neuen Therapien übernehmen. Ein reger Austausch findet bislang im Internet statt, wo in Blogs und Foren über aktuelle Forschungsergebnisse debattiert und Kontakte zu Ärzten und Selbsthilfegruppen ausgetauscht werden. Es erfolgt aber auch ein Umdenken bei Ärzten sowie in Forschung und Entwicklung: Um die Ergebnisse von neuen Behandlungen, Therapien und Medikamenten zu optimieren, soll hier Patienten künftig eine Schlüsselrolle zukommen.

Dialog statt Monolog

Genau diese Ziele verfolgt die neue Initiative vom Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) und der Europäischen Patientenakademie zu Therapeutischen Innovationen (EUPATI). In drei speziell auf Patienten ausgerichteten Schulungen bekommen die Vertreter von Patientenorganisationen und Selbsthilfegruppen das nötige Rüstzeug, um eine aktive Rolle übernehmen zu können. Thematisiert wird unter anderem die Lesbarkeit von Gebrauchsinformationen oder die Meldungen von Nebenwirkungen. Darüber hinaus erhalten die Teilnehmer der Informationsveranstaltung Einblicke in die Arbeitsweise der akademischen Forschung, in die Tätigkeitsbereiche der Industrie sowie in die Aufgaben der Medizinmarktaufsicht, die für die Zulassung und Überwachung von Arzneimitteln und Medizinprodukten verantwortlich ist. Für Dr. Christa Wirthumer-Hoche, Geschäftsfeldleiterin der Medizinmarktaufsicht AGES, stehen die Patienten und ihre Bedürfnisse ganz klar im Mittelpunkt: „Patienten sind wichtige Partner, denn für sie prüfen wir die Marktzulassung von qualitativ hochwertigen, sicheren und wirksamen Produkten.“

AGES Patientengespräche

Auch Dr. Ingrid Klingmann, Vorsitzende der Non-Profit-Organisation European Forum for Good Clinical Practice (EFGCP) und Leiterin eines EUPATI Arbeitspaketes, ist von diesem neuen Angebot für Patienten überzeugt: „Diese Kooperation wird eine entscheidende Rolle bei der Etablierung einer neutralen, objektiven und hochqualitativen Fortbildungsmöglichkeit für Patientenvertreter in Österreich spielen. Alle Aspekte der medizinischen Forschung und Entwicklung werden abgedeckt.“
Die erste Veranstaltung, die sich an Patienten und deren Angehörige richtet, fand Anfang Juni in Wien statt. Zwei weitere Veranstaltungen für Patientenvertreter finden in Wien und Salzburg statt. Weitere Informationen sowie Anmeldungen unter www.ages.atn

Über EUPATI
Die Europäische Patientenakademie zu Therapeutischen Interventionen (EUPATI) will Patienten, Angehörigen und Interessensgruppen wissenschaftlich fundierte und objektive Informationen zum Forschungs- und Entwicklungsprozess von Arzneimitteln verständlich zur Verfügung zu stellen. EUPATI ist ein Verbund von 33 Organisationen, bestehend aus Patientenorganisationen, Universitäten und gemeinnützigen Organisationen sowie forschenden Unternehmen.