Covid-19: Fach- und Hausärzte kämpfen mit wirtschaftlichen Folgen

Die Versorgung im niedergelassenen Bereich und der Schutz der Ärzte sorgen weiter für Debatten. Wiens Stadtrat sorgte mit Kritik für Irritationen, der Patientenanwalt lobt hingegen nun die Ärzte. Diskutiert wird über die wirtschaftliche Absicherung niedergelassener Mediziner.

Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) steht nach einem Interview zum Thema Corona-Virus in der Kritik. Er hatte unter anderem Ärzte aufgerufen, nicht hysterisch zu sein. „Es wäre eigentlich zu erwarten, dass sie im Umgang mit Viren am entspanntesten sind, denn sie wissen am besten über Ansteckungen Bescheid. Sie wissen, welche Schutzmechanismen funktionieren und welche nicht. Es ist fatal und an sich inakzeptabel, wie hysterisch da zum Teil reagiert wird.“ Wer an vorderster Front gegen das Virus kämpft, habe sich das eigentlich nicht verdient, kommentierte Johannes Steinhart, Ärztekammer-Vizepräsident und Obmann der Bundeskurie der niedergelassenen Ärzte.

Angesichts der Krise warnen Mediziner und die Ärztekammer indes vor massiven Einkommensverlusten bei Medizinern, die die Patientenversorgung von morgen gefährden könnten. „Einerseits bleiben seit den Ausgangsbeschränkungen die meisten Patienten den Praxen fern, andererseits sind wir angehalten, offen zu halten. Die Folge sind jetzt plötzliche, dramatische Umsatzeinbrüche von rund 90 Prozent, was kein Arzt auf längere Sicht verkraften kann. Und dann droht der echte Gesundheitskollaps“, warnt Friedrich A. Weiser, Fachgruppenobmann für Chirurgie in der Wiener Ärztekammer. Trotz der seit nun auch bei Arztpraxen geltenden Möglichkeit zur Kurzarbeit fallen viele weitere Fixkosten an – von der Miete der Praxisräumlichkeiten bis hin zu der teurer Diagnostik- und Desinfektionsgeräte.

„Die Praxen jener niedergelassenen Ärzte, die nunmehr für Patienten weiterhin zur Verfügung stehen und ihrem Versorgungsauftrag für die Patienten effektiv nachkommen wollen, müssen unterstützt werden. Gerade jetzt, wo wir auf den Höhepunkt der Coronavirus-Pandemie zusteuern, stellen diese engagierten niedergelassenen Ärzte eine enorme, unverzichtbare Stütze des Gesundheitswesens dar“, sagt auch Gerald Bachinger, Sprecher der Patientenanwälte, der zuletzt ob seiner Kritik an Ärzten für Aufsehen gesorgt hat. Schließlich gebe es neben Covid-19-Patienten Hunderttausende Österreicher mit akuten Gesundheitsproblemen oder mit schweren chronischen Erkrankungen, die wie bisher auch regelmäßiger ärztlicher Kontrolle und Betreuung bedürfen.

Weisers Forderung: „Eine faire Möglichkeit wäre, den Ärzten für die Zeit der Ausgangsbeschränkungen 90% der Umsätze auszugleichen.“ Basis könnte der Durchschnitt der Kassenabrechnungen der vergangenen sechs Monate sein. Dies sollte sowohl für Kassenmediziner als auch nach einem speziellen Umrechnungsmodus für Wahlärzte gelten, die derzeit ihre Ordinationen zur Patientenversorgung offenhalten. Zudem fordern Ärzte für ihren Einsatz in der Corona-Krise steuerfreie Prämie. Der Finanzminister habe erklärt, dass er an einer Lösung arbeite, um Bonuszahlungen an Personen, die in der Krise Außergewöhnliches leisteten und hier vom Arbeitgeber extra entlohnt würden, steuerfrei zu stellen, sagte Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres. Was für Supermarkt-Bedienstete gilt, soll eben auch für im Gesundheitswesen Beschäftigte gelten, findet die Wiener Ärztekammer. Es seien die Ärzte, Angehörigen der Pflegeberufe, aber auch administrative Kräfte, Reinigungspersonal et cetera, die an vorderster Front arbeiteten.

Szekeres stelle allerdings auch klar, dass auch Ärzte Anspruch auf Unterstützung aus dem Corona-Hilfspaket der Regierung haben. „Ärztinnen und Ärzte sind Teil dieser Nothilfe“, sagte er und geht davon aus, dass man diese Umsatzeinbrüche abfangen und abfedern wird. Der Ärztekammer-Präsident verwies erneut auf die Möglichkeit zur telefonischen Beratung und telefonischen Rezeptausstellung durch Ärzte, damit möglichst wenige Patienten vor Ort behandelt werden müssen. Dass es so zu einer Verschleppung von dringenden Operationen und Therapien kommen könnte, hofft Szekeres nicht. (red)