Europas Pharmaindustrie ermöglicht weiterhin innovative Therapien, doch rückläufige klinische Studienzahlen und steigende Konkurrenz stellen eine Herausforderung dar.
„Aktuelle Statistiken zeigen, dass die Zahl der klinischen Studien in ganz Europa rückläufig und auch in Österreich mit einem Minus von mehr als 10 Prozent bemerkbar ist. Parallel dazu wurde und wird in den USA und in China massiv in klinische Forschung investiert“, warnt Leif E. Moll, Präsident des Forums der forschenden pharmazeutischen Industrie in Österreich (FOPI). Im Vorjahr war die Anzahl klinischer Studien in Österreich sogar auf dem niedrigsten Niveau seit vielen Jahren. Große Herausforderungen sieht Moll derzeit einerseits in der mangelnden Koordination zwischen dem intra- und extramuralen Sektor, was zu Problemen bei der Abgabe bestimmter Produkte führt, die in der Niederlassung bereitgestellt werden sollen. Oft werde hier auf andere (Finanzierungs-)Töpfe verwiesen, was die Effizienz beeinträchtigt. Andererseits ist Österreich laut Moll „schlecht“ bei der Erhebung von Felddaten und der Nutzung sekundärer Gesundheitsdaten. Zudem bestehe ein erheblicher Bedarf an Verbesserungen im Bereich der Vorsorge. Moll fordert deshalb eine konsequente Life-Science- und Pharma-Strategie für Österreich, um den Standort zu stärken und die Forschung weiterhin zu fördern.
Der Nutzen einer einheitlichen Strategie und gezielter Investitionen läge auf der Hand: Die Pharmaindustrie investiert jährlich rund 50 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung in Europa, was sie zur forschungsintensivsten Branche aller Technologiesektoren macht. Diese Investitionen haben es ermöglicht, dass in den vergangenen zehn Jahren etwa 400 neue Arzneimittel mit innovativen Wirkstoffen in Europa zugelassen wurden. 2024 kamen 38 neue Medikamente auf den Markt, darunter ein Brustkrebs-Wirkstoff, der bei Therapieresistenzen neue Optionen eröffnet, sowie ein neues Kombinations-Antibiotikum, das gegen schwere Infektionen hilft. Die österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit AGES spielt dabei eine zentrale Rolle, da sie 2024 mit 19 Rapporteur- und vier Co-Rapporteur-Positionen im zentralen Zulassungsverfahren der EU besonders stark vertreten war. (kagr)