Immunsystem reagiert auf virtuelle Gefahr

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Eine aktuelle Studie zeigt, wie überraschend sensibel der menschliche Körper auf potenzielle Infektionsquellen reagiert. 

Wissenschaftler:innen der Universitäten Lausanne und Genf haben in einer neuen Studie nachgewiesen, dass das Immunsystem des Menschen bereits auf den Anblick einer möglichen Infektionsquelle reagiert – und das sogar in virtueller Realität. In ihrem Experiment zeigte das Forschungsteam um Camilla Jandus (Universität Genf) und Andrea Serino (Universität Lausanne) knapp 250 Teilnehmer:innen Avatare mit menschenähnlichen Gesichtern, die teils Krankheitssymptome wie Ausschlag oder Husten aufwiesen. Während die Teilnehmer:innen die Avatare betrachteten, wurden ihre Gehirnaktivitäten gemessen – mit überraschenden Ergebnissen: Die Studie ergab, dass die Teilnehmer:innen eine stärkere Reaktion zeigten, wenn die krank aussehenden und vermeintlich ansteckenden Avatare sich ihrem Körper in der virtuellen Welt näherten. In diesen Momenten zeigte sich eine erhöhte Gehirnaktivität, was die Forschenden als Anzeichen für eine „Alarmbereitschaft“ des Immunsystems deuteten. 

Blutproben der Proband:innen, die mit krank aussehenden Avataren konfrontiert wurden, wiesen zudem eine verstärkte Aktivität bestimmter Immunzellen auf, sogenannter ILCs (innate lymphoid cells). Die Ergebnisse der Studie, die in der Fachzeitschrift „Nature Neuroscience“ veröffentlicht wurde, deuten darauf hin, dass das Gehirn bereits eine frühe Reaktion auf mögliche Infektionen auslöst, noch bevor Krankheitserreger im Körper vorhanden sind. Die Schweizer Forschenden schließen daraus, dass das Immunsystem äußerst empfindlich auf selbst kleinste Hinweise für Infektionsgefahren reagiert – ein faszinierendes Beispiel für die frühzeitige Aktivierung körpereigener Abwehrmechanismen. (kagr/APA) 

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