Adipositas stellt ein zentrales Gesundheitsproblem dar und betrifft zunehmend auch Patient:innen mit rheumatischen und muskuloskelettalen Erkrankungen (RMDs). Studien zeigen, dass etwa 7 von 10 Erwachsenen mit RMDs Übergewicht oder Adipositas aufweisen.
Ein kürzlich in der Fachzeitschrift Annals of the Rheumatic Diseases publizierter Artikel macht auf die Problematik aufmerksam: Übergewicht erhöht nicht nur das Risiko für die Entwicklung von RMDs, sondern verschlechtert auch Krankheitsaktivität, Schmerzen und Fatigue, mindert die Ansprechrate auf Therapien und beeinträchtigt die Lebensqualität sowie die körperliche Funktion. Darüber hinaus verstärkt Adipositas häufig bestehende Komorbiditäten wie Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes oder metabolische Lebererkrankungen. Umgekehrt erschweren RMDs körperliche Aktivität und Gewichtskontrolle. Mechanistisch wirkt Übergewicht über systemische Entzündung, biomechanische Belastungen der Gelenke sowie metabolische Veränderungen, die Therapieeffekte mindern und Fatigue verschlimmern können. Besonders ausgeprägt sind diese Effekte bei Psoriasis-Arthritis, bei der Adipositas direkt zur Krankheitsaktivität beiträgt und Maßnahmen zur Gewichtskontrolle die Chancen auf eine verminderte Krankheitsaktivität deutlich erhöhen. Auch bei Arthrose, Gicht, Lupus erythematodes und rheumatoider Arthritis verschärft Übergewicht die Beschwerden und reduziert die Wirksamkeit medikamentöser Therapien.
Mit der Einführung der GLP-1-Agonisten und GLP-1/GIP-Agonisten eröffnen sich nun evidenzbasierte Möglichkeiten, signifikante Gewichtsreduktionen zu erzielen, die sowohl die Krankheitsaktivität als auch Komorbiditäten positiv beeinflussen können. Kombiniert mit Diät- und Bewegungsinterventionen könnten diese Strategien Fatigue, Schmerzen und funktionelle Einschränkungen mindern und damit die Lebensqualität erhöhen. Die Autor:innen plädieren für gut konzipierte klinische Studien, um den Nutzen von Gewichtsreduktion als primäre oder zusätzliche Maßnahme bei RMDs zu evaluieren. Ziel ist ein umfassenderes, patientenzentriertes Versorgungskonzept, das über die rein immunmodulatorische Therapie hinausgeht und die metabolische Komponente der Erkrankungen systematisch adressiert.