Frühzeitig erkennen und behandeln

Osteoporose betrifft allein in Österreich mehr als 500.000 Menschen über 50 Jahre – mit steigender Tendenz aufgrund der zunehmenden Alterung der Gesellschaft. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer – rund 80 % der diagnostizierten Fälle entfallen auf das weibliche Geschlecht.

Bis es zur ersten Fraktur kommt, entwickelt sich Osteoporose oft unbemerkt. Besonders kritisch: Österreich zählt nicht nur zu den Ländern mit den höchsten Inzidenzraten osteoporotischer Frakturen weltweit, sondern weist auch eine erhebliche Behandlungslücke von Osteoporose-Patient:innen auf. Zahlreiche klinische Risikofaktoren begünstigen die Entstehung von Osteoporose, und stattgehabte Frakturen sind unter den Top-Risikofaktoren für Folgefrakturen.

Österreichische Leitlinie

Mit der aktualisierten Leitlinie der Österreichischen Gesellschaft für Knochen- und Mineralstoffwechsel (ÖGKM) steht ein aktuelles evidenzbasiertes, praxisnahes Werkzeug zur Verfügung, um Risikopatient:innen frühzeitig zu identifizieren, Diagnostik gezielt einzuleiten und wirksame Therapieoptionen umzusetzen – sowohl pharmakologisch als auch lebensstilbasiert.

Risikoadaptiertes Vorgehen

Entscheidend ist die Einschätzung des individuellen Frakturrisikos mittels FRAX®-Risikokalkulator basierend auf klinischen Risikofaktoren und Vorerkrankungen. Bei entsprechend erhöhtem Risiko wird die Durchführung einer ergänzenden Knochendichtemessung empfohlen. Für die weitere Adjustierung des FRAX®-Risikokalkulators wird dann die Knochenmineraldichte (KMD) des Schenkelhalses herangezogen und, sofern vorliegend, der Trabecular Bone Score (TBS). Basierend auf dem so generierten individuellen FRAX®– Risiko (niedrig, hoch, sehr hoch) ist die weitere Vorgehensweise definiert.

Therapeutische Maßnahmen

Bei Patient:innen mit niedrigem Risiko wird eine Lebensstilmodifikation empfohlen. Bei hohem und sehr hohem Frakturrisiko wird eine zeitnahe Einleitung einer spezifischen Behandlung (Tab.) empfohlen.

Tab.: Spezifische medikamentöse Therapie bei Osteoporose

Vor Beginn einer spezifischen medikamentösen Osteoporosetherapie sollte ein möglicher Mangel an Vitamin D und Kalzium mittels Supplementation ausgeglichen werden. Bei hohem Frakturrisiko kommen vor allem antiresorptive Therapien zum Einsatz, darunter Bisphosphonate wie Alendronat, Risedronat, Ibandronat und Zoledronat sowie Denosumab. Für postmenopausale Frauen kann alternativ auch Raloxifen in Betracht gezogen werden.

Bei sehr hohem Frakturrisiko ist eine anabole Therapie angezeigt, etwa mit Teriparatid, Romosozumab oder Abaloparatid (derzeit in Österreich noch nicht verfügbar). Ein sehr hohes Risiko liegt auch bei Patient:innen mit Wirbelkörperfrakturen, multiplen osteoporotischen Frakturen oder einer deutlich reduzierten KMD an Hüfte oder LWS (T-Score ≤ –3,5) vor. Unkontrollierte Therapieunterbrechungen sollten bei allen Medikamenten vermieden werden, insbesondere bei der Behandlung mit Denosumab, da hierdurch ein erhöhtes Risiko für Wirbelbrüche entstehen kann und die KMD rasch abnimmt. Auch nach Abschluss einer anabolen Therapie ist eine antiresorptive Konsolidierungstherapie erforderlich, um den Therapieerfolg zu sichern.